[Rezension] Beim Leben meiner Schwester | Jodi Picoult

Freitag, 17. Juni 2016


» Seiten: 476
» Verlag: Piper
» Ersterscheinung: 2005
» ISBN: 9783492247962
» Format: Taschenbuch
» Preis: [A] 11,90 €  |  [D] 11,50 €
» Originaltitel: My Sister's Keeper
» Genre: Roman
» Wissenswertes: verfilmt

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Mein Lesezeitraum: 11. - 17. Juni 2016




Worum Geht's? 
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Die Entscheidung ist ihr schwergefallen, unendlich schwer. Die allerwenigsten Menschen müssen sie jemals treffen. Als Anna Fitzgerald dreizehn Jahre alt ist, kann sie es nicht mehr ertragen. Längst weiß sie nicht mehr, wie viele Operationen sie über sich hat ergehen lassen müssen. Nun besteht für sie kein Zweifel mehr daran, dass sie nur zu einem Zweck geboren worden ist - mit ihrem Knochenmark ihrer leukämiekranken Schwester Kate das Leben zu retten. Immer wieder. Nie hat sie diese Rolle angezweifelt. Aber jetzt beginnt Anna sich zu fragen, wer sie wirklich ist. Ob sie ohne Kate eine eigene Persönlichkeit wäre? Ob Sara und Brian, ihre Eltern, jemals einen eigenständigen Menschen in ihr gesehen haben? Anna weiß es nicht. Und sie beschließt, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen - ein Anwalt soll dafür sorgen, dass sie ihren Körper nie mehr für Kate zur Verfügung stellen muss ...


Der Erste Satz
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In meiner frühesten Erinnerung bin ich drei Jahre alt und versuche, meine Schwester umzubringen.


Meine  Meinung
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Bei Krebs gibt es keine ›sicheren Angelegenheiten‹. 

Einige von euch werden den Film »Beim Leben meiner Schwester« (mit Cameron Diaz verfilmt) vermutlich schon kennen. Dies ist die Buchvorlage dazu, und auch ich habe die Verfilmung bereits gesehen. Weil ich aber gesagt bekommen habe, dass die Handlung im Buch ganz anders sein soll, wollte ich mir selbst ein Bild vom Geschriebenen machen.

Was ich nun dazu sagen kann: Die Haupthandlung des Buches stimmt mit der im Film völlig überein, die Nebenhandlungen im Buch wurden im Film allerdings einfach weggelassen - man hat sich darin wirklich nur auf das Wesentliche konzentriert. Aber das Ende, und das ist eigentlich das wichtigste an der ganzen Geschichte, denn darauf läuft eben alles hinaus ... Das Ende ist im Buch komplett anders als im Film, und das hat mich echt überrascht und mit offenem Mund zurückgelassen ...

Wenn du eine Schwester hast und die stirbt, sagst du dann nicht mehr, dass du eine hast? Oder bist und bleibst du eine Schwester, auch wenn der andere Teil der Gleichung verschwunden ist?
(S. 165)

Die Thematik des Buches ist ziemlich bedrückend, aber auch brisant: Ein wenig erfährt man davon ja schon aus dem Klappentext, aber ich versuche es noch einmal kurz in meinen eigenen Worten zusammenzufassen: es geht um Anna, ein 13-jähriges Mädchen, das sich entweder für sich und somit für den Tod ihrer Schwester Kate, oder aber gegen sich selbst und damit automatisch für das Weiterleben ihrer Schwester entscheiden muss.

Ich kann in dem Fall den Wunsch der Eltern, dass Anna weiterhin für Kate lebensrettende Flüssigkeiten spenden soll, sehr gut verstehen, schließlich geht es für Kate um Leben und Tod, aber auch Annas Seite verstehe ich mehr als gut. Für die jüngere Schwester ist ein Leben, in dem sie ständig für ihre Schwester zur Verfügung stehen und als Ersatzteillager herhalten muss, auch kein leichtes Los. Ich wüsste nicht wirklich, wie ich mich an Annas Stelle entscheiden würde, das ist schon echt hart und ich bin sehr froh darüber, dass ich nicht in so einer Situation stecke.

Dieses Mädchen verliert entweder seine Schwester, denke ich, oder es verliert sich selbst.
(S. 134)

Ich "musste" das alles also nur lesen und durfte die Gedanken und Handlungen der Protagonisten gebannt mitverfolgen, und musste nicht selbst in so einer prekären Lage Entscheidungen treffen.
Die Kernfrage in diesem Buch lautet hier: Was ist moralisch richtig und was falsch? Es steht unter anderem eine Gerichtsanhörung im Mittelpunkt, in der darüber entschieden werden soll, ob die 13-jährige Anna ab nun selbst über ihren Körper in medizinischen Belangen entscheiden darf.

Ich konnte Annas Entscheidung, dieses Gerichtsverfahren anzustrengen, gut verstehen, denn die Autorin lässt auch immer wieder Gespräche und Szenen in dem Buch auftauchen, in denen Anna sich in Gegenwart ihrer Eltern wie Luft gefühlt hat, ... aber ich habe trotzdem nie daran gezweifelt, dass Anna von ihren Eltern genauso sehr geliebt wird, wie die todkranke Kate. Ich denke, das hat die Autorin schon bewusst so anklingen lassen, damit man nicht auf den wahren Grund kommt, weswegen Anna all das geplant hat ...

Denn anders als der Rest der freien Welt bin ich kein Zufallsprodukt. Und wenn eure Eltern euch aus einem bestimmten Grund bekommen haben, dann ist zu hoffen, dass es den Grund noch gibt. Denn sobald er sich erledigt hat, seid ihr es auch.
(S. 12)

Wie gesagt: Es ist keine leichte Thematik, es geht um eine seltene Form der Leukämie, es geht ums Sterben, ums Überleben, um Rettung und um Selbstbestimmtheit. - Es geht vor allem darum, was all das in einer Familie anrichten kann.

Es wird kapitelweise abwechselnd aus der Sicht eines anderen Fitzgerald-Familienmitglieds und zusätzlich aus der Sicht von Annas Anwalt Campbell und der Verfahrenspflegerin Julia erzählt. Zwischendrin gab es auch manchmal Zeitsprünge in die Vergangenheit. - Ich fand diesen dauernden Charaktere-Sichtwechsel und die Zeitsprünge erst noch schwierig bzw. störend beim Lesen, habe mich aber glücklicherweise schnell daran gewöhnt und dann keine Probleme mehr gehabt.

In meiner Familie ist es eine traurige Gewohnheit, dass wir nicht das sagen, was wir sagen sollten, und das, was wir sagen, nicht so meinen.
(S. 108) 

Abschließend möchte ich noch sagen, dass mich das Buch, gerade zum Ende hin, ziemlich mitgenommen hat, denn da passiert etwas, womit ich so gar nicht mehr gerechnet habe und die Anhörung, die Anna die ganze Zeit unbedingt wollte, im Grunde überflüssig gemacht hat. Aber mehr möchte ich an dieser Stelle nicht mehr verraten ... Es ist auf jeden Fall eine Geschichte, die zum Nachdenken über das eigene Dasein anregt und die wegen seiner Dramatik und den Gewissenskonflikten darin auf jeden Fall noch lange in meinem Kopf bleiben wird!


Persönliche Bewertung
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Weitere Buchzitate
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~ Ich glaube an schicksalhafte Überschneidungen im Leben, dass wir gewaltige, 
weitreichende Entscheidungen treffen, ohne dass uns das in dem Augenblick klar ist. ~ (S. 38)

 ~ Gerade die Dinge, die man nicht sehen kann, sind stark genug, um dich umzubringen. ~ (S. 124)

Kein Mensch wird zum Einzelgänger, weil er die Einsamkeit genießt, auch wenn er so tut. Er wird es, weil er 
vergeblich versucht hat, mit der Welt klarzukommen, und immer wieder von den Menschen enttäuscht wurde. ~ (S. 187)

Nicht alle Menschen sterben an Altersschwäche. Manche werden von einem Auto überfahren. Manche stürzen mit dem 
Flugzeug ab. Manche ersticken an Erdnüssen. Es gibt für nichts eine Garantie, am allerwenigsten für die Zukunft. ~ (S. 199)

 Manchmal tun wir etwas, weil wir uns einreden, es wäre für alle Beteiligten besser so. Wir sagen uns, dass es 
das Richtige ist, dass es uneigennützig von uns ist. Das ist leichter, als uns die Wahrheit einzugestehen. ~ (S. 255)

Es gibt zwei Gründe, warum man nicht die Wahrheit sagt - weil man bekommen 
möchte, was man will, und weil man jemandem nicht weh tun will. ~ (S. 340)

~ Wenn du sehen willst, wie Gott lacht, dann mach Pläne. ~ (S. 388)

 ~ »Weißt du, manchmal muss man das tun, was man am wenigsten 
will, um das zu bekommen, was man am meisten will.« ~ (S. 418)

»Man liebt einen anderen Menschen nicht, weil er vollkommen 
ist«, sagt sie. »Man liebt ihn, obwohl er es nicht ist.« ~ (S. 435)



Der Filmtrailer
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Die Autorin
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© Gasper Tringale

Jodi Picoult, geboren 1967 in New York, studierte in Princeton und Harvard. Seit 1992 schrieb sie mehr als zwanzig Romane, von denen viele Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste waren. Die Autorin wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, wie etwa 2003 mit dem renommierten New England Book Award. Picoult lebt mit ihrem Mann, drei Kindern und zahlreichen Tieren in Hanover, New Hampshire.



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Weitere Bücher der Autorin
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2003
2008
August 2015
2011






... und weitere!










12 Kommentare:

  1. Ich habe ein bisschen bei der LR mitgelesen...also die Kommentare der Mitleser...und fand es schade, dass das Buch gar nicht so gut weggekommen ist. Es ist mein Lieblingsbuch der Autorin, gemeinsam mit "19 Minuten". Aber vielleichtt würde es mir jetzt auch nicht mehr so gut gefallen wie vor Jahren, als ich es gelesen habe...das ist ja doch schon ganz schön lange her. UNd es gab ja wirklich mal so einen Gerichtsfall!! Dadurch kam die Autorin auch auif die Idee...wahnsinn, oder? Und das betreffende Ende...ja, DARAN kann ich mich noch sehr gut erinnern und an das andere Ende im Film!
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Ja, das stimmt, ganz so gut ist es nicht weggekommen, vor allem Alex hatte ein paar Probleme mit der Geschichte ... Ich persönlich fand es nach "19 Minuten" bisher das beste Buch von Picoult, aber ich habe ja auch erst insg. 4 Bücher von der Autorin gelesen. ;) Nein, ich wusste gar nicht, dass es einen derartigen Gerichtsfall wirklich mal gegeben hat, zumindest schreibt sie hinten im Buch in ihrer Danksagung gar nichts davon. Gestern habe ich mir dann allen ernstes noch den Film angesehen, weil ich total Lust darauf bekommen habe und ich noch mal ein wenig vergleichen wollte. Und gestern war ich dann in so einer emotionalen Stimmung, dass ich am Ende richtig losgeheult habe. :P

      Im August werden wir uns "Der Wahrheit meines Vaters" widmen. Kennst du das schon?

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  2. Hi :)

    Schöne Rezension - und danke fürs Verlinken ;)
    Bin leider grad aufm Sprung, werde aber die Tage nochmal bei dir reinschauen.

    Viele liebe Grüße
    Jacy

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    1. Dankeschön! :) Und kein Problem, ich freue mich über deinen Besuch in meiner kleinen Welt der Bücher. ;)
      Alles Liebe! <3

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  3. Schöne Zitate sind das. Deine Besprechung weckst die Neugier auf das Buch. liebe Janine.

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    1. Danke Mirella! Das Buch ist wirklich voller guter Zitate und ich liebe es, diese herauszuschreiben. ;) Hast du den Film "Beim Leben meiner Schwester" noch nicht gesehen?

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  4. Nein, habe ich nicht. Ich besitze keinen Fernseher.

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  5. Hi!

    Ich habe vor Jahren den Film gesehen und fand ihn echt unendlich traurig! Die Thematik ist wirklich interessant, vor allem die Frage was moralisch richtig ist und wAnna man einfach mal gegen die Moral entscheiden sollte!

    Liebe Grüsse
    Jessi

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    1. Hi Jessi,
      ja, die Moralfrage ist wirklich interessant, aber ich fand, dass sie im Buch ein wenig untergegangen ist bzw. das Ende die Frage in den Hintergrund hat rücken lassen. Im Film ist es meiner Meinung nach wesentlich besser umgesetzt worden. Vor ein paar Tagen habe ich mir den Film dann nochmal via YouTube angesehen, weil ich Lust (auf einen allgemeinen Vergleich) hatte, nicht nur wegen dem in meinen Augen besseren Ende, und ich musste am Ende so schrecklich weinen. Ich mag das total, wenn es ein Medium schafft, solche Emotionen bei mir zu erzeugen. :)

      Alles Liebe ♥

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  6. Hallo liebe Janine,

    ich kenne bisher tatsächlich weder Buch noch Film ;)
    Vielen Dank daher für Deine ausführliche Rezension.
    Es hört sich nach keiner leichten Kost an (natürlich allein schon der Thematik wegen), dennoch bin ich unheimlich neugierig auf diese Geschichte geworden.

    Liebe Grüße,
    Tanja

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    1. Hallo Tanja! :)

      Wie schade! Ich fand das Buch wirklich lesenswert, bis auf das Ende hat es mir ausgesprochen gut gefallen, auch die Nebenhandlungen fand ich vollkommen in Ordnung. Der Film ist meiner Ansicht nach jedoch trotzdem das bessere Medium. - Das sage ich zwar eher selten, wenn es um einen Buch-Film-Vergleich geht, aber hier empfinde ich definitiv so. ;)
      Vielleicht wirst du dir ja eines Tages wenigstens den schönen Film ansehen. ;)

      Alles Liebe ♥,
      Janine

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