[Rezension] Mein Familienkompass | Nora Imlau

Sonntag, 15. November 2020

 

  Seiten: 386
  Verlag: Ullstein
  Ersterscheinung: 31. August 2020
  ISBN: 9783550200861
  Format: Hardcover mit Schutzumschlag
  Untertitel: Was brauch' ich und was brauchst du?
  Genre: Sachbuch; Kindererziehung; Ratgeber

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  Mein Lesezeitraum: 26. Aug. - 19. Okt. 2020  (= 55 Tage)






Der Klappentext
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Familien-Expertin Nora Imlau beschreibt, wie zwischen Eltern und Kindern eine Beziehung wachsen kann, die fürs Leben trägt. Entscheidend ist, wie wir miteinander umgehen – unter diesem Leitstern kann ein liebevolles Miteinander auf Augenhöhe gelingen. Mein Familienkompass sammelt nicht die Antworten auf ein spezifisches Erziehungsproblem, sondern widmet sich den ganz großen Fragen des Elternseins. Dabei räumt Nora Imlau mit überhöhten Idealen moderner Elternschaft auf und zeigt, wie Eltern und ihre Kinder zu einem Familienleben finden, das Kraft schenkt, statt nur Energie zu kosten.
 

Der erste Satz
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Worauf kommt es an im Leben?


Meine  Meinung
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Ein neuer, fortschrittlicher Blick auf unsere Kinder
 
Kindererziehung ist ein vielbesprochenes Thema und den einen oder anderen Ratgeber habe ich diesbezüglich schon gelesen, aber von keinem habe ich mich bisher so verstanden gefühlt, wie von dieser Lektüre. 
 
Die Autorin Nora Imlau ist eine erfahrene Mama von vier recht unterschiedlichen, zum Teil noch sehr kleinen, Kindern. In ihrem Buch nimmt sie kein Blatt vor den Mund und schreibt ganz offen und ehrlich darüber, was es heutzutage wirklich bedeutet, Mutter zu sein: Was von Müttern alles erwartet wird - ausgesprochen und unausgesprochen - und welchem Druck sie ausgesetzt sind. Hohe eigene Ansprüche kommen da noch hinzu. Man will es allen recht machen, man muss so viel leisten und dabei möglichst perfekt sein. Der gesellschaftliche Druck ist riesig, der Wunsch, eine 'gute' Mutter zu sein, ist noch viel größer. 
 
»Sobald Erwachsene anfangen, Kinder erziehen zu wollen, sind Frust und Ärger darüber, dass die Kinder sich dieser Erziehung nicht einfach willenlos fügen, vorprogrammiert.«
(S. 44) 
 
Die Autorin schreibt von Prägungen, die einem im Weg stehen, um immer geduldig und liebevoll mit seinen Kindern umgehen zu können. Und sie schreibt von Gewalt in der Kindererziehung. Nicht unbedingt von körperlicher Gewalt, vielmehr von gewaltvoller Kommunikation: dazu gehört schimpfen und schreien, aber auch die ganz subtile Gewalt in Form von Drohungen, emotionaler Erpressung, Manipulation, Lügen oder mit irgendwelchen beängstigenden Aussagen damit das Kind das tut, was man von ihm möchte. Oft fällt einem das noch nicht mal auf. Beispiele? Wenn du dir jetzt nicht die Zähne putzen lässt, gehe ich allein Frühstücken. Entweder du kommst sofort mit, oder heute Abend gibt's kein Buchanschauen. Oma ist ganz traurig, wenn du dir nicht die Jacke anziehst. Nachspeisen gibt's nur für brave Kinder. 
Diese oder ähnliche Aussagen haben wir wahrscheinlich alle mehr oder weniger in unserer Kindheit gehört - und verinnerlicht. 
 
Mein Familienkompass hilft einem dabei, sich solcher unbewusster, würdeloser Äußerungen bewusst zu werden. Die eigene Aufmerksamkeit wird geschärft. Und daraus kann man natürlich einen großen Nutzen ziehen, denn Kindern mehr Wertschätzung und Respekt entgegenzubringen, damit diese glückliche und selbstsichere Erwachsene werden können, ist (m)ein großes Ziel. 
 
Nora Imlau gibt in ihrem Buch - und das gefällt mir sehr gut - keine großen Ratschläge. Sie erzählt lediglich ab und zu wie sie es bei ihren Kindern gemacht hat, aber ansonsten tut sie vor allem eines: all das bewusst machen, was normalerweise unbewusst abläuft. Anderen Eltern ein vorgefertigtes Konzept anzubieten, wie sie mit ihren Kindern am besten umgehen sollten, ist auch wenig sinnvoll, denn jede Mama, jeder Papa und jedes Kind ist anders und braucht etwas anderes. Ausgesprochen passend finde ich dazu folgendes Zitat auf Seite 66 des Buches: »Wer bin ich, und wer bist du? Und was brauchen wir, dass es uns miteinander gut gehen kann?«. 
 
»Kinder, denen es gut geht, verhalten sich gut. Und Eltern, denen es gut geht, verhalten sich auch gut.«
(S. 335) 
 
Aus meiner Sicht – einer Mama einer Zweijährigen und eines sechs Monate alten Babys – ist dieses Buch Gold wert. Mir hat es sehr geholfen, meine Einstellung und mein Verhalten meinen Kindern gegenüber zu reflektieren und zu verändern. Ich sorge gut für mich und wenn ich ausgeglichen bin, meistere ich den Mama-Alltag viel spielerischer und kann die Zeit mit meinen beiden Kleinen wirklich genießen. Dieses Buch hat mich ein großes Stück weitergebracht auf der gemeinsamen Reise mit meinen Kindern Richtung eines würde- und respektvollen Miteinanders. Und deswegen möchte ich es gerne jedem Elternteil weiterempfehlen, dem es ein Anliegen ist, WIE ihr Kind groß wird.
 
 
Persönliche Bewertung
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Die Autorin
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© Christoph Luttenberger


Nora Imlau
, geboren 1983, ist Buchautorin, Journalistin und Referentin. Zu ihren Veröffentlichungen zählen: So viel Freude, so viel Wut, Schlaf gut, Baby! und Du bist anders, du bist gut.
Journalistisch schreibt sie seit vielen Jahren unter anderem für ELTERN und ELTERN family, ZEIT online, chrismon und wird von überregionalen Medien interviewt. Sie hält regelmäßig Vorträge sowohl auf Fachkongressen und Fortbildungen als auch bei Veranstaltungen im Bereich der Familienbildung. Mit ihrem Mann und ihren vier Kindern lebt sie in Süddeutschland.

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2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Janine,
    wir haben ja eeeewig nichts voneinander gehört, umso schöner, dass ich mal wieder auf deinen Blog gestoßen bin. Mittlerweile bist du Zweifachmama, herzlichen Glückwunsch dazu <3

    Wenn man Mama ist, zieht ganz andere Literatur bei einem ein oder?^^
    Ich bin aktuell in der 39. SSW, das Ende naht also und dieses Buch werde ich mir für spätere Zeiten auf jeden Fall vormerken. Wie du schon sagtest, bei diesen Themen stößt man echt auf viele Bücher, die einem am Ende nicht so zusagen bzw nicht das versprechen, was man sich erhofft.

    Ich grüße dich ganz lieb.
    Andrea

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    1. Liebe Andrea,

      das stimmt. Seitdem ich im Okt. 2018 zum ersten Mal Mama geworden bin, ist mein Blog ja auch ziemlich eingestaubt. Blogbesuche bei anderen wurden leider auch immer seltener. Im Mai 2020 ist dann mein Sohn geboren und ab da war es dann fast ganz vorbei mit Bloggen. Ich habe ja die Hoffnung, dass es blogtechnisch wieder besser wird, wenn die Kinder etwas älter sind. Das fehlt mir nämlich sehr. Aber auch andere Hobbies wie Kochen oder Sport machen nehmen viel Raum bei mir ein und das muss ich erst alles Mal unter einen Hut bringen. Dazu passt "Der Familienkompass" eh wunderbar! Ein großartiges Buch! Aber auch die Bücher von Stefanie Stahl (z. B. "Nestwärme, die Flügel verleiht") kann ich dir zum Thema Erziehung/Beziehung zum Kind nur wärmstens empfehlen. Wenn du noch andere Empfehlungen suchst, kannst du dich gerne in Zukunft nochmal bei mir melden, ich hab da ja schon einiges durch seit ich Mama bin - das meiste davon findest du aber nicht auf meinem Blog, ich habe das nur auf dem Kindle gelesen und nicht rezensiert.

      Herzlichen Glückwunsch natürlich! ♥ Ich vermute, dass du mittlerweile selbst Mama bist und wünsche dir von ganzem Herzen alles Liebe und Gute und eine wunderschöne Zeit mit deinem kleinen Schatz. Besonders die ersten Wochen können so zauberhaft und unvergesslich sein. Man bekommt immer gerne gesagt, dass man die Zeit mit seinem Baby genießen soll, weil sie so schnell vorbei ist. Im Nachhinein sehe ich das auch so, dass die Zeit doch irgendwie schnell vergangen ist. Mein Sohn wird nächste Woche 20 Monate alt und meine Tochter geht bereits seit einem Dreivierteljahr in den Kindergarten. Die Zeit mit Kindern besteht aber nicht immer nur aus schönen und leichten Momenten. Ganz im Gegenteil, sie ist auch geprägt von Stress, Sorgen, Schlafmangel, Zeitmangel, Erschöpfung und anderen schwierigen Gefühlen. Das darf man nicht vergessen, denn oft hat man zu hohe Erwartungen als Mama oder Papa. Dennoch, diese wertvollen, wunderschönen Momente mit dem Kind sind das, was zählt und woraus man Kraft schöpfen kann. Deswegen eigentlich: Ich wünsche dir von Herzen genug von diesen wertvollen Momenten und die Fähigkeit, diese genießen zu können.

      Alles Liebe,
      Janine

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