[Rezension] Winterfeldtstraße 2. Stock | Johanna Friedrich

Mittwoch, 29. Juli 2015


» Seiten: 413
» Verlag: Marion von Schröder (Ullstein)
» Ersterscheinung: 30. September 2014
» ISBN: 9783547712001
» Format: Hardcover mit Schutzumschlag
» Preis: [A] 20,60 €  |  [D] 19,99 €
» Genre: Halbhistorischer Roman

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Reinlesen? - Leseprobe


Mein Lesezeitraum: 20. - 29. Juli 2015
 
 

 
Worum Geht's? 
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Der plötzliche und mysteriöse Tod von Charlotte Berglas' Ehemann und das teure Leben im Berlin der 1920er zwingen sie dazu, eine Wohngemeinschaft zu gründen. Schon sehr bald muss sich Charlotte in ihrer Trauer um Albert ihr Zuhause mit vier Gesellen teilen, die alles andere als unkompliziert oder langweilig wären: ihr spielsüchtiger und geldfixierter Bruder Gustav, die lesbische und ältliche Claire, der impulsive "Lange" und Theo, dem Charlotte lange Zeit nicht ganz trauen mag, mischen nun ihr Leben auf. Ganz besonders die letzten beiden sorgen für Gefühlschaos ...

Der Erste Satz
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Der Mittwoch, der alles verändern sollte, begann nicht ungewöhnlich, zumindest nicht für eine Zeit, in der man sich täglich mit unliebsamen Überraschungen konfrontiert sah.
 
 
Meine  Meinung
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Eine Wohngemeinschaft, die für Spannung sorgt
 
Charlottes Geschichte aus dem Berlin der 1920er erzählt von einer Menge Trauer um den unerklärlichen Tod des Ehemanns, dem Kampf ums Überleben in einer Zeit, in der ein Laib Brot so teuer wie ein Auto und eine Besserung dieses Zustands nicht in Sicht war, aber auch von den Problemen der damaligen Zeit, wenn man als Frau durchstarten wollte, um seine Träume zu verwirklichen (in Charlottes Fall war es der Wunsch, ein eigenes Fotostudio zu führen).
 
Zwischen all diesen Schwierigkeiten lässt sich glücklicherweise aber auch die Hoffnung und die Liebe blicken. Für mich war es schön zu lesen, dass Charlotte in ihrer Situation nicht gänzlich vom Pech verfolgt worden ist, sondern auch Hilfe und Unterstützung von lieben Menschen erhalten hat, die ihr Mut gemacht haben, an ihren Zielen dranzubleiben, nicht aufzugeben und weiterhin an die Liebe zu glauben. Nicht zuletzt ihre kleine Tochter Alice schenkt ihr Lebenswillen, Kraft und Zuversicht.
 
Vom Anfangsteil des Buches war ich noch recht überzeugt, dass die Geschichte wirklich interessant und fesselnd wird, im Mittelteil bin ich diesbezüglich dann aber schon zu Ernüchterung gelangt. Denn ich bin leider weder mit Charlotte, noch mit den anderen Hauptprotagonisten besonders warm geworden. Im Grunde sind mir die Charaktere im Laufe des Lesens zu oberflächlich beschrieben worden. Ich hätte mir ein wenig mehr Kenntnis von (authentischem) Innenleben gewünscht. Eben irgendwas, womit ich eine Bindung herstellen hätte können. - So ist das für mich alles nur an der Oberfläche herumgeplätschert.
Hinzu kommt, dass das Buch zwar positiv endet (etwa 1928), aber einer der wichtigsten Protagonisten ist Jude und wir wissen ja alle, was mit jüdischen Personen im 2. Weltkrieg passiert ist, also dürfte Charlottes Zukunft schon sehr bald gar nicht mehr so rosig aussehen. - Und dieses Wissen hat mich auch irgendwie ... verstört!
 
Beim Zusammenfassen des Inhalts habe ich gemerkt, dass die Story durchaus Potenzial gehabt hätte, die Umsetzung hätte ich persönlich aber definitiv in die Tiefe gehender, hauptsächlich die Charaktere betreffend, gestaltet. Was nicht heißen soll, dass ich diese Geschichte als schlecht empfunden habe, nein, nur eben als nichts besonders Besonderes.
 
Dieses Buch dürfte vor allem für Leute, die sich für Fotografie, Politik und das harte Leben (der Frauen) in der Zwischenkriegszeit begeistern können, interessant sein. - Also sofern man mit einfacher Charakterskizzierung kein Problem hat und das Ende so nehmen kann, wie es ist, ohne die Zukunft der Protagonisten im Sinn zu haben.
 
 
Persönliche Bewertung
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Buchzitate
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"Findest du nicht auch, dass man Dinge sieht, ohne sie wirklich zu sehen? Dass einen die eigene Wahrnehmung
ständig täuscht und belügt? Dass man nur das sieht, was man sehen will? Du siehst die Fassade, aber du siehst
nicht dahinter, du siehst ein Auto, das fährt, aber nicht den, der es lenkt. Im Grunde siehst du nichts." ~ (S. 192)

 "Wer das Talent zum Sehen besitzt, trägt Schätze in sich, die es zu bergen gilt." ~ (S. 265)

 Nur wer sich klein fühlt, wird auch klein bleiben. ~ (S. 371)


 
Die Autorin
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© Sandra Dürkop

Johanna Friedrich wuchs nahe Stuttgart auf und hat sich schon früh fürs Schreiben entschieden. Sie war lange als Journalistin tätig, bevor sie ihre Leidenschaft für Geschichte entdeckte. Mittlerweile verbringt sie viel Zeit in Bibliotheken, wo sie sich auf Zeitreisen begibt und ihre Bücher entstehen. Sie lebt in Hamburg, schätzt aber die Nähe zu Berlin, wo sie privat viel Zeit verbringt.
 
 
  
 
 
 
 
 

 
Weitere Buchrezensionen
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5 Sterne: Bücher und die Welt 

 

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