Seiten: 637
Verlag: btb
deutsche Ersterscheinung: 2004
ISBN: 9783442733231
Format: Taschenbuch
Mein Lesezeitraum: 29. Apr. - 5. Juni 2019 (= 38 Tage)
Der Inhalt
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Kafka
Tamura reißt an seinem 15.
Geburtstag von zu Hause aus. Eine schicksalhafte Prophezeiung lenkt Kafkas labyrinthischen
Weg und führt ihn in eine fremde Stadt, wo er Saeki, die geheimnisvolle
Leiterin einer kleinen Bibliothek, trifft. Kafka lauscht ihren
Geschichten und verliebt sich unsterblich in diese faszinierende, um einige
Jahre ältere Frau. Die Wege der beiden kreuzt ein alter Mann namens Nakata,
der die Sprache der Katzen versteht und der Spuren folgt, die in eine andere
Welt weisen. Ist das alles nur ein Traum? Wo endet diese Reise voller
rätselhafter Begegnungen?
Der Erste Satz
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»An Geld bist du jetzt auch irgendwie gekommen,
ja?«, sagt der Junge namens Krähe in seiner üblichen, etwas schwerfälligen
Sprechweise, als wäre er gerade aus dem Tiefschlaf erwacht und als
funktionierten seine Sprechmuskeln noch nicht richtig.
Meine Meinung
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Der stärkste Fünfzehnjährige der Welt
Der stärkste
Fünfzehnjährige der Welt ist Kafka Tamura. Seine Mutter ist mit seiner
Schwester schon lange weg, an die beiden hat er keine Erinnerung mehr. Kafka
lebt bei seinem Vater, einem begnadeten Bildhauer, doch der interessiert sich
nicht für seinen Sohn. Kein Wunder, dass der schüchterne und wortkarge Junge,
der auch in der Schule keine Freunde hat, von Zuhause abhaut. Kafka nimmt uns
sodann mit in eine Welt, die weit weg vom Vater existiert. In dieser Welt
zählen vorerst nur die Bücher der Komura-Gedächtnisbibliothek und sein Sport.
Bis dahin kann man der
Geschichte gut folgen und alles ist verständlich - auch, wenn sich schon erste Fragen
auftun. Aber wie es bei Murakami üblich zu sein scheint, häufen sich die Rätsel
zusehends und man wird mehr und mehr verwirrt. Man findet sich schon bald in
einer Welt, in der nicht klar ist, was Traum, was Wirklichkeit, was Fantasie
und was Metapher ist. Ich habe das Buch in einer Leserunde gelesen und auch
meine Mitleser (zwei davon noch Murakami-Neulinge) waren häufig ratlos, was es
alles auf sich hat mit den Geschehnissen. Es blieb uns nicht viel anderes
übrig, als zu rätseln, anzunehmen und zu spekulieren. So zum Beispiel, warum es
Fische und Blutegel vom Himmel regnet. Warum möchte ein Mann namens Johnnie
Walker unbedingt eine "besondere Flöte" aus Katzenseelen herstellen?
Wie kommt es, dass Kafka Tamura Bewusstseinsaussetzer hat und was hat Nakata,
ein alter Mann, der sich selbst als dumm bezeichnet und die Katzensprache
spricht, mit Kafka zu tun? Das sind nur ein paar wenige der unzähligen Fragen,
die wir uns während des Lesens gestellt haben.
Literatur, klassische
Musik, aber auch die Sehnsucht nach der Mutter sind Kernthemen in diesem Buch.
Immer wieder stellt sich Kafka die Frage, ob diese oder jene Frau seine Mutter
sein könnte. Warum er so mutterfixiert ist, wird schnell klar. Zusammen hängt
das nämlich mit einer Prophezeiung, die ihm sein Vater immer und immer wieder
eingebläut hat - und diese Prophezeiung verheißt nichts Gutes, schließlich
erinnert sie sehr stark an die Geschichte von Ödipus.
Die Buchfiguren sind durch
die Bank mal wieder herrlich einzigartig und teilweise sehr bizarr gezeichnet.
So hat zum Beispiel auch Colonel Sanders - der Kentucky Fried Chicken-Typ -
(nicht, dass ich den vorher gekannt hätte) einen Platz in der Geschichte
bekommen. Und nicht zu vergessen: Katzen. Katzen sind für den Fortlauf enorm
wichtige Wesen. Sie sind es, die vermitteln, Wichtiges mitteilen und die
Handlung somit voranbringen. Murakami schreckt auch in diesem Buch (habe von
ihm schon Mister Aufziehvogel intus) nicht davor zurück, blutige und
brutale Szenen einzubauen. Besonders, wenn man ein großer Katzenliebhaber ist,
könnten diese Szenen auf einen zartbesaiteten Leser verstörend wirken und sind
deshalb vielleicht eher mit Zurückhaltung zu genießen.
Ich persönlich habe es sehr
genossen, mit meinen Mitlesern zu spekulieren. Ich hatte großen Spaß daran,
Schlüsse aus der Handlung zu ziehen und mir zu überlegen, wie oder was genau
Murakami uns mit all dem vermitteln wollte. Auch, wenn ich mit meinen Annahmen
wahrscheinlich oft falsch gelegen habe, hat es mich dennoch begeistert und mir
einige schöne Lesestunden beschert. Jedem ist das Buch bestimmt nicht zu
empfehlen, dafür ist Murakamis Art zu erzählen einfach zu speziell und
teilweise zu abgehoben. Aber wer einmal einen Murakami gelesen und gemocht hat,
kommt um dieses Exemplar sicher nicht drumherum.
Persönliche Bewertung
Der Autor
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© Stefan Worring |
Haruki Murakami, geboren 1949 in Kyoto, ist der
international gefeierte und mit den höchsten japanischen Literaturpreisen
ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Sein Roman Gefährliche Geliebte entzweite das Literarische Quartett, mit Mister Aufziehvogel schrieb er das Kultbuch seiner Generation.
Ferner hat er die Werke von Raymond Chandler, John Irving, Truman Capote und
Raymond Carver ins Japanische übersetzt.
Libe Janine
AntwortenLöschenGerade entdecke ich mit Schrecken, dass ich mich hier gar nie gemeldet habe. Shame on me....tut mir schrecklich leid.
Dir ist eine sehr starke, differenzierte Rezension gelungen, die auf die Schwierigkeiten des Buches aber vor allem auch auf die daraus entstehenden wirklich total spannenden Leseerlebnisse eingeht und ich habe es soooo schön gefunden, dieses Buch, das nun definitiv einen grossen Platz in meinem Leserherz ergattern konnte, mit dir zu lesen.
Auf ein anderes Mal mit einem anderen Buch?
Alles Liebe an dich
Livia
Hey Janine,
AntwortenLöschenich komme leider auch erst jetzt dazu, hier vorbeizuschauen. Aber ich wollte das auch ganz in Ruhe machen und nicht zwischen Tür und Angel.
Mir hat die Leserunde auch viel Spaß bereitet und ich habe es genossen, mit Euch zusammen zu lesen.
Schön, dass Dir das Buch so gut gefallen hat! Ich fand es auch toll und es wird nicht mein letztes Werk von Murakami bleiben.
Deine Rezension bringt es auf den Punkt und ist Dir sehr gut gelungen!
Wenn es mal wieder klappt, lesen wir bestimmt ein weiteres Buch gemeinsam :)
Liebe Grüße Melli
Ihr zwei Lieben, Melli und Livia!
AntwortenLöschenIch habe eure Rezensionen selbstverständlich auch schon gelesen, aber die Zeit zum Kommentieren fehlte mir. Ich bin froh, dass ihr mir hier noch eine Nachricht hinterlassen habt, denn dann kann ich euch gleich auf einmal antworten. Danke für euer Lob zu meiner Rezension. :) Ich habe es ebenfalls sehr genossen, mit euch gemeinsam "Kafka am Strand" zu lesen und eure Ansichten dazu zu erfahren. Und jaaaaa, es wäre total schön, wenn wir alle wieder mal ein Buch in einer Leserunde gemeinsam lesen würde - von mir aus gerne einen weiteren Murakami (genug Bücher hat er ja geschrieben), aber selbstverständlich gerne auch jedes andere Buch. ;)
Macht es gut, alles Liebe!
Janine