Seiten: 77
Verlag: Klaus Wagenbach
Ersterscheinung: 22. September 2017
ISBN: 9783803113290
Format: Hardcover; Leineneinband
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Mein Lesezeitraum: 16. - 17. März 2018 (= 2 Tage)
Darum geht's
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Es ist 23:30 Uhr an einem
Oktoberabend, als der berühmte Schriftsteller Giorgio Volpe seinen neuen Roman
abschließt. Am folgenden Morgen ruft er gutgelaunt im Verlag an, um die frohe
Botschaft zu verkünden.
Dort aber ist nichts mehr wie
zuvor: Der Verlag wurde von einem Großkonzern geschluckt, nun haben windige
Investoren das Sagen. Statt der vertrauten Stimme seiner Lektorin hört Volpe
einen Anrufbeantworter in sechs Sprachen, und wenig später stehen zwei dubiose
Typen vor der Tür, die sein Buch publikumstauglich umschreiben wollen. Doch
damit fängt das Unheil erst an ...
Der Erste Satz
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Meine Meinung
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Der Albtraum eines jeden Schriftstellers
Der Albtraum eines jeden Schriftstellers
Viel zu rund läuft es in
Giorgio Volpes Leben. Gerade hat er seinen neuen 800-Seiten-Roman, der laut
seiner vertrauten Lektorin ein Meisterwerk ist, fertiggestellt. Irgendwie
scheint alles wie am Schnürchen zu laufen, sodass man fast schon meinen könnte,
es ist langweilig. Dass bald mal was passieren
muss, war klar, denn diese Idylle war für mich beinahe nicht mehr zu
ertragen.
Natürlich wird man
diesbezüglich von Manzini nicht enttäuscht. Man merkt schon bald: es tun sich
Probleme auf. Gewaltige Probleme, mit denen Volpe da zu kämpfen hat. Es
geschehen Dinge, die fast schon absurd komisch sind – nicht nur für den
Protagonisten, auch für mich als Leserin waren die Geschehnisse echt
aberwitzig. Man denkt, man ist im falschen Film, so ominös kommt die Handlung
schon bald daher. Grund dafür ist der neue Großkonzern "Sigma", der
Volpes alten Verlag "Gozzi" übernommen hat und nun zwei eigenartige
Typen zu Volpe schickt, die es tatsächlich wagen wollen, sein Meisterwerk
Korrektur zu lesen, sprich umzuschreiben – einfach, weil sie der Ansicht sind,
dass Negatives in Büchern nichts mehr zu suchen hat und die Sprache an das
Verständnis der Leser angepasst werden müsse. Schließlich haben sie das auch
bei Krieg und Frieden so gemacht. Das heißt jetzt nämlich nur mehr »Frieden«,
ohne »Krieg«. Denn Negatives wollen die Leute ja nicht mehr lesen, das ist zu
verstörend. Mit diesem Argument und mit ihrem neuen Konzept, die Bücher in
"heimischer Mundart" umzuschreiben, wollten sie sich ans Werk machen.
Dass Volpe da komplett dagegen war und gefragt hat, ob das hier alles ein
Scherz sein soll oder die beiden einfach nur völlig übergeschnappt sind, konnte
ich absolut nachvollziehen!
Das muss doch ein Albtraum
für jeden Schriftsteller sein, nicht? Damit zerstört man die Träume von
Autoren. Ein Buch, in das man all sein Herzblut gesteckt hat und an dem man
vielleicht 2,5 Jahre geschrieben hat, soll nun einfach so komplett überarbeitet
werden, sodass am Ende eine ganz andere Geschichte herauskommt? Ich würde sogar
soweit gehen und sagen: damit bricht man einen Schriftsteller. Wie Volpes Frau
Bianca das irgendwann auch mal so schön passend ausgedrückt hat: »Das, was
Giorgio da passiert, klingt wie aus einem Science-Fiction-Roman.«
Das Schöne an diesem Roman,
der auf mich durch seine nur 77 Seiten wie eine etwas längere Kurzgeschichte
gewirkt hat, ist, dass überhaupt keine Langeweile aufkommt. Am Anfang, als
alles so rund lief, hat sich dennoch schon irgendwie Spannung aufgebaut, weil
ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis Volpe mit den ersten
Komplikationen konfrontiert wird. Und ab dann war es durchgehend amüsant und
fesselnd, sodass ich es gleich in einem Rutsch durchgelesen habe.
Ich wollte eben unbedingt
wissen, ob und wenn ja, wie Volpe einen Weg aus dem Schlamassel findet. Ein
gewisses Mitgefühl mit dem gedemütigten Protagonisten, der erst ziemlich
großkotzig tut, war bei mir, als es Richtung Ende ging, nicht mehr zu
verleugnen.
Spitzentitel, das ich als durchaus launig und äußerst unterhaltsam beschreiben würde, bietet vor allem am Schluss eine gewisse Tragik und lässt den Leser nachdenklich zurück.
Persönliche Bewertung
Der Autor
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·© Basso Cannarsa |
Antonio Manzini, geboren 1964 in Rom, ist Schauspieler,
Regisseur und Drehbuchautor. Er hat mehrere Romane, Kurzgeschichten und Krimis
veröffentlicht, mit denen ihm in Italien auf Anhieb der Sprung auf die
Bestsellerliste gelang.
Weitere Bücher des Autors
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Hallo liebe Janine
AntwortenLöschenAntonio Manzini kannte ich ja noch gar nicht, deine Beschreibungen klingen aber sehr spannend und deine sehr positive Bewertung lassen mich das Buch jetzt gleich einmal suchen und vielleicht sogar auf die Wunschliste setzen.
Ganz liebe Grüsse dir
Livia
Hallo liebe Livia,
Löschenmir war Antonio Manzini vorher auch ganz unbekannt, aber er scheint ein echt fähiger Schreiber zu sein. ;) Seine Krimis werde ich aber wahrscheinlich eher nicht lesen, dafür bin ich zur Zeit zu wenig in Krimileselaune.
Alles Liebe dir!