Seiten: 186
Verlag: Droemer Knaur
deutsche Ersterscheinung: 2004
ISBN: 9783426510414
Format: Taschenbuch
Mein Lesezeitraum: 3. - 22. Aug. 2019 (= 20 Tage)
Die Buchrückseite
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
Der Erste Satz
»Glauben Sie, mit sechs ist man zu klein, um abzuhauen? Man
kann immer abhauen, wenn man kapiert hat, dass man wegmuss.«
Nastassja Kolb ist verschwunden. Die verzweifelten Eltern
behaupten, ihre Tochter sei entführt worden. Die Suche nach dem sechsjährigen
Mädchen verläuft zunächst erfolglos. Bis Tabor Süden begreift, welch perfides
Spiel die Familienangehörigen mit ihm treiben ...
Der Erste Satz
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
Meine Meinung
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
Persönliche Bewertung
Eltern, die ihre Kinder nicht verkraften
Hierbei handelt es sich um
den 12. Band mit dem Vermisstenfahnder Tabor Süden. Die Bände davor habe ich
bereits gelesen und sehr gemocht. Da in jedem Buch ein Fall behandelt und
abgeschlossen wird, kann man Süden und das verkehrte Kind selbstverständlich
auch lesen, ohne die Vorgänger zu kennen. Das Privatleben von Tabor Süden und
seinen Kollegen nimmt in Anis Krimis einen relativ großen Platz ein,
nichtsdestotrotz verpasst man nicht viel, wenn man mit irgendeinem Band zu
lesen beginnt, da sich Privates immer wiederholt und sich eigentlich kaum
verändert.
Tabor Süden ist ein
unkonventioneller Ermittler, der sich ungern was vorschreiben lässt und bei
Vernehmungen lieber steht als sitzt. Sein Kollege und Freund Martin Heuer ist,
noch um ein Eck mehr als Süden, ein Melancholiker, ein Trinker, ein
Depressiver. Die beiden kennen sich seit ihrer Kindheit, sie sind zusammen groß
geworden ... Friedrich Ani erzählt uns, wie es dazu kam, dass Tabor und Martin
Polizisten und schließlich Ermittler geworden sind. Südens und Martins
Privatleben ist so eng verwoben mit ihrem Beruf, dass es den Leser nicht
verwundert, wie die beiden beschrieben werden: als psychische Wracks. - Der
eine mehr als der andere. Menschen zu suchen, besonders, wenn es um Kinder
geht, und diese dann nicht oder nur mehr tot zu finden, ist belastend. Sehr
belastend. Man kann es sich so vorstellen: für jedes tot aufgefundene oder
verschwunden gebliebene Kind, legt sich ein weiterer schwerer Mantel um einen,
den man nicht wieder ablegen kann. Für feinfühlige bzw. emotional labile
Menschen ist so ein Beruf nichts, wenn man sich nicht selbst eines Tages
komplett verlieren will. Der Autor bringt uns in seinem Buch genau das näher:
wie es einem gehen kann, wenn man mit all den Vermissungen nicht umgehen kann
und privat wenig bis gar keinen Rückhalt hat.
Ani gewährt uns auch wieder
einen Einblick in ein Familienleben, das eigentlich keins ist. Geprägt von
Lügen, Gewalt und Schweigen sind die Kolbs - der Familie von der vermissten
6-jährigen Nastassja. Man kommt als Leser nicht umhin, sich zu fragen, warum
die Leute eigentlich nicht kooperieren und anfangen zu reden. Der erfahrene
Süden als wandelnder Lügendetektor weiß aber genau, wer was weiß und wer lügt. Schon
frustrierend das Ganze, nicht nur für Süden. Auch ich kann hier natürlich die
Schwere fühlen, die auf der ganzen Geschichte lastet. Ich liebe zwar Anis
Schreibweise mit seinen oftmals vorkommenden Wortschöpfungen, aber wer dieses
Buch lesen mag, muss sich auf viel Melancholie und belastenden Inhalt einstellen.
Dass man sich über die eine oder andere Buchfigur ärgern muss, wird ebenfalls
nicht ausbleiben. Die Buchfiguren schaffen es nämlich mit Bravour, die
Ermittlungen nur schleppend vorangehen zu lassen, was auch anstrengend sein
kann, wenn man als Leser keine Geduld hat.
Empfehlenswert ist Süden und das verkehrte Kind vor allem jenen, die Authentizität schätzen,
gerne über familiäre Abgründe lesen und mit schwerer, eher tragischer Handlung,
aber lebensnaher Art zu schreiben, zurecht kommen. Freude wird man mit dem
melancholischen Inhalt zwar keine haben, aber auch schwerer Inhalt kann gut
sein und das ist dieser allemal.
Persönliche Bewertung
Der Autor
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
© Mark Römisch
|
Friedrich Ani, geboren 1959, lebt in München. Er schreibt
Romane, Gedichte, Jugendbücher, Hörspiele und Drehbücher. Sein Werk
wurde mehrfach übersetzt und vielfach prämiert, u.a. mit dem Deutschen Krimipreis, dem Adolf-Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis. Seine Romane um den Vermisstenfahnder Tabor Süden machten ihn zu einem der bekanntesten deutschsprachigen Kriminalschriftsteller. Friedrich Ani ist Mitglied des Internationalen PEN-Clubs.
Ein kurzes Interview mit Friedrich Ani könnt ihr hier nachlesen.
Ein kurzes Interview mit Friedrich Ani könnt ihr hier nachlesen.
Hier geht's zum Facebook-Profil des Autors.
Hier geht's zum Twitter-Profil des Autors.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über jeden (freundlichen) Kommentar! Und ihr bekommt von mir (im Normalfall) auch so bald wie möglich eine Antwort darauf. Das heißt: einfach ein Häkchen bei »Ich möchte Benachrichtigungen erhalten« machen und ihr bekommt meine Antwort automatisch per Mail.
Hinweis: Beim Senden deines Kommentars werden Daten gespeichert. Bitte lies daher vorher die Datenschutzerklärung (rechts unterhalb des Headers unter dem Reiter »Seiten« zu finden.). Mit Abschicken deines Kommentars erklärst du dich mit dieser einverstanden.