Hallo ihr Lieben,
heute ist es auch schon wieder so weit: der 3. und nächste Teil meiner kuriosen Buchtitel-Sammlung ist online. Falls es euch aufgefallen ist: ich habe keine fixen Tage, an denen ich diese Posts schreibe bzw. veröffentliche. Ich will mir keinen Druck machen und poste nach Lust und Laune, je nachdem wie es mir zeitlich ausgeht.
Wünsche euch nun wieder viel Spaß beim Entdecken der nächsten 15 Titel! Und ich würde mich auch riesig freuen, wenn ihr mir unten einen lieben Kommentar dalasst. :-)
31.) Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens von Max Goldt
Max Goldt schreibt heute das schönste Deutsch aller jüngeren Autoren. Es liegt zwischen der Ruhe Ernst Jüngers und dem sanften Wahn Robert Walsers. Die Heiterkeit und Stille, die diese Sprache ihren Lesern schenkt, liegt nicht nur im Humor; ebenso in einem freundlichen Abstandnehmen von den Aufdringlichkeiten einer Wirklichkeit, an der man sich besser seitlich vorbeidrückt.
Max Goldt schreibt heute das schönste Deutsch aller jüngeren Autoren. Es liegt zwischen der Ruhe Ernst Jüngers und dem sanften Wahn Robert Walsers. Die Heiterkeit und Stille, die diese Sprache ihren Lesern schenkt, liegt nicht nur im Humor; ebenso in einem freundlichen Abstandnehmen von den Aufdringlichkeiten einer Wirklichkeit, an der man sich besser seitlich vorbeidrückt.
(Gustav Seibt)
Mit «jüngeren» meint Seibt vermutlich «jünger als Grass und Walser». Aber das kann man ja schlecht dazuschreiben. Allerdings, wenn ich es mir recht überlege: Man könnte es durchaus dazuschreiben.
Mit «jüngeren» meint Seibt vermutlich «jünger als Grass und Walser». Aber das kann man ja schlecht dazuschreiben. Allerdings, wenn ich es mir recht überlege: Man könnte es durchaus dazuschreiben.
(Max Goldt)
32.) Die radioaktive Marmelade meiner Großmutter von Ramona Ambs
Romy wächst nach dem Tod ihrer Mutter bei ihren vom Holocaust
traumatisierten jüdischen Großeltern auf. Gefangen in diesem Käfig aus
Erinnerungen, die nicht ihre eigenen sind, sucht sie nach einem Ausweg.
Sie schnüffelt an den Lacken im Keller, probiert die Tabletten der Großmutter und schließlich auch den Stoff, der bereits ihrer Mutter den Tod brachte: Heroin.
Romy landet schließlich auf der Straße. Sie lässt sich treiben, verdingt sich eine Weile in Istanbul, bevor sie sich verliebt und das Leben nicht mehr gelb, sondern golden strahlt. Aber auch das goldene Strahlen der Liebe kann die Schatten über Romys Leben nicht vertreiben ...
Sie schnüffelt an den Lacken im Keller, probiert die Tabletten der Großmutter und schließlich auch den Stoff, der bereits ihrer Mutter den Tod brachte: Heroin.
Romy landet schließlich auf der Straße. Sie lässt sich treiben, verdingt sich eine Weile in Istanbul, bevor sie sich verliebt und das Leben nicht mehr gelb, sondern golden strahlt. Aber auch das goldene Strahlen der Liebe kann die Schatten über Romys Leben nicht vertreiben ...
Ramona Ambs gelang das
eindringliche Portrait eines jungen Mädchens auf dem Weg nach unten -
humorvoll, tragisch und einfach wunderschön zu lesen.
33.) Wir sägen uns die Beine ab und sehen aus wie Gregor Gysi von Wiglaf Droste
Wiglaf Droste stellt die entscheidenden Fragen: »Können die Deutschen
nach Pisa noch Gedichte schreiben?« oder »Wie singt ein gefoltertes
Murmeltier?«. Er erklärt »Die Erotik des Rentensystems«, »Wie Al Quaida
durch Bild erst schön wird« und die »Neuen Wege ins Jenseits«.
Droste ist »aufrührerisch, amüsant, anstößig, komisch, entzaubernd,
provozierend, apodiktisch, beleidigend, grantig oder bösartig, das
Widerwärtige widerwärtig nennend, und das in bestem Deutsch«, schrieb
Franz-Josef Degenhardt.
34.) Begrabt mein Hirn an der Biegung des Flusses von Wiglaf Droste
Seine Sprache ist berühmt, ihre Wirkung berüchtigt und »Begrabt mein
Hirn an der Biegung des Flusses« ein Paradebeispiel für die Klasse von Wiglaf Drostes Polemiken:
Hier schlägt ein unabhängiger Kopf die Zumutungen des Lebens mit
Beobachtungsgabe, Stilvermögen und Unverdrossenheit gleichermaßen
elegant wie gültig aus dem Feld.
36.) Das Zebra hat schwarze Streifen, damit man die weißen besser sieht von Johanna Straub
Zwölf Personen erzählen von Philippa (1970 - 2050), der Hauptperson in Johanna Straubs Debütroman. Sie selbst kommt nicht zu Wort. Doch die wechselnden Perspektiven und variierenden Tonlagen der erzählenden Familienmitglieder und Freunde gestatten einen mosaikartigen, abwechslungsreichen Einblick in das Leben dieser selbstbewussten, liebenswerten, gewöhnlichen Frau.
Zwölf Personen erzählen von Philippa (1970 - 2050), der Hauptperson in Johanna Straubs Debütroman. Sie selbst kommt nicht zu Wort. Doch die wechselnden Perspektiven und variierenden Tonlagen der erzählenden Familienmitglieder und Freunde gestatten einen mosaikartigen, abwechslungsreichen Einblick in das Leben dieser selbstbewussten, liebenswerten, gewöhnlichen Frau.
Ein Episodenroman. Eine Biographie.
Eine Familiengeschichte.
»Beiläufig setzt sich das Bild eines ganzen
Frauenlebens zusammen. Dieses ist nicht besonders außergewöhnlich oder
heldenhaft. Doch gerade deshalb legt man das Buch nicht aus der Hand -
es könnte nämlich unser eigenes Leben sein.« Brigitte
37.) Leitfaden zum Abfackeln von Schriftstellerresidenzen von Brock Clarke
Dass Sam Pulsifer als Kind ausgerechnet das Haus der Schriftstellerin Emily Dickinson angezündet hat, haben ihm die Leute nie verziehen. Früh zu trauriger Berühmtheit gelangt, will Sam sich als junger Erwachsener ein komplett neues Leben aufbauen. Doch als er sein Ziel längst erreicht zu haben glaubt und mit Frau und Kindern in ein neues Haus zieht, holt ihn seine Vergangenheit auf unheimliche Weise ein. Nach und nach werden in der Umgebung Schriftstellerhäuser angezündet, und der Verdacht beginnt sich unvermeidlich auf ihn zu richten. Sam hat nur noch eine Chance: Er muss den wahren Brandstifter finden. Doch auf seiner Suche gerät er in einen Strudel von verwirrenden Ereignissen, und es zeigt sich, dass nichts ist, wie es scheint.
38.) Kopf hoch, sprach der Henker von Michael-André Werner
Der Vollidiot ist reif für die Insel - Tommy Jaud trifft Bill Bryson
Sechs Wochen Irland im Luxushotel, literweise Guinness, mindestens drei willige Stipendiatinnen aus Spanien und endlich mal keine Sorgen um die prekäre Künstlerexistenz? Pustekuchen. Stattdessen: Eine Hotelruine in der irischen Einöde, keine Verbindung zur Außenwelt, kein Fluchtmittel, ein unzurechnungsfähiger Reiseleiter und im Keller ein toter Schwede. Und für Literaturstipendiat Karsten Kühne und seine Künstlerkollegen soll es noch schlimmer kommen ...
39.) Tolstoi auf'm Klo von Tatjana Kuschtewskaja
Seit Tatjana Kuschtewskaja die Idee zum vorliegenden Buch gekommen ist, kam häufiger die Frage auf: »Warum um alles in der Welt dieses Thema?« So als wäre es trivial oder gar anstößig. Toilettengeschichten aus Russland! Das ist in der Tat eine Thematik, die immer wieder von Peinlichkeit begleitet ist, traurig und heiter zugleich. Aber die Frage scheint doch interessant: Wie haben die russischen Literaten das Thema behandelt? Was für eine Bedeutung hatte es für deren Kunst? Wie gingen die Zaren auf die Toilette, oder welche Lösungen wurden für die sowjetischen Kosmonauten gefunden? Wie hat sich das Klo historisch in Russland entwickelt, und wie sind wir in unseren Kommunalkas damit umgegangen. Und es gibt unendliche weitere Aspekte, die interessant und beschreibungswürdig sind. Herausgekommen ist eine kleine Geschichte Russlands durch die Klobrille betrachtet.
40.) Eine Vorhaut klagt an von Shalom Auslander
»Ein großartiger Roman über die Tücken fundamentalistischer Religiosität« taz
Aufgewachsen in einem vollkommen
abgeschotteten jüdisch-orthodoxen Umfeld in New York, hatte Shalom
Auslander sich den religiösen Gesetzen unterzuordnen, seitdem er denken
kann. Über allem thronte dieser Gott, der ihn nicht verstand und ihm
seine Jugend zur Hölle machte. Schokoriegel, Comics, Pornos, das alles
führte geradewegs Richtung Untergang. Noch heute legt er am Schabbat
lieber zwanzig Kilometer zu Fuß zurück zu einem Eishockeyspiel, statt
ein Taxi zu nehmen. Doch nach dem Spiel gibt's dann, aus Rache, einen
XXL-Hot Dog, extra unkoscher. Eine Vorhaut klagt an ist seine große
Abrechnung mit Gott. Furchtlos böse, schockierend wichtig und
unglaublich unterhaltsam.
41.) Die merkwürdigen aber wahren Abenteuer des Sam Apple nach der Paarung von Sam Apple
Eine Tour de Farce durch eine - etwas andere - Vaterschaft im 21. Jahrhundert
Kaum hat Sam Apple sein Abenteuer in den österreichischen Alpen in Begleitung von 625 Schafen überstanden, lauert die nächste Herausforderung: Er bekommt ein Baby (unter Mitwirkung seiner Frau).
Akribisch begibt sich Sam Apple auf Recherche, um allen Eventualitäten vorzubeugen. Er geht zu einer Veranstaltung für werdende Mütter zum Thema Hautpflege und muss feststellen, dass das Event von der Botox-Industrie gesponsert wird. Er findet sich auf den Bermudas wieder, als er sich probehalber von einer Geburtshypnotiseurin in Trance versetzen lässt. Nach der Geburt steigt er tief in die Theorien Freuds zum Thema Stillen ein; beerdigt die Vorhaut seines Sohnes nach der Beschneidung zwischen Rosmarin und Thymian und speichert die Koordinaten vorsichtshalber per GPS. Aufopferungsvoll träufelt sich Sam Apple testweise diverse Shampoosorten in die Augen, damit sein Goldstück kein brennendes Leid erfahren muss. Nebenbei erfährt der Leser von den Absurditäten der Kommerzialisierung rund ums Kinderkriegen, von der Wahl des richtigen Kinderwagens bis zum Angebot von Elektrospielzeugen für die pränatale Bildung.
42.) Mit Kant-Zitaten zum Orgasmus von Moritz Netenjakob
Der deutsche Weg zum Glück
Früher marschierten sie im Stechschritt, heute besuchen sie Bauchtanzkurse: Die Deutschen haben sich ganz schön verändert - nur mit Gefühlen haben sie es noch immer nicht so.
In seinem neuen Buch erzählt Moritz Netenjakob die lustigsten Geschichten aus dem deutschen Alltag - zum Staunen, Wiedererkennen und Lachen.
Im Grunde sind die Deutschen ein lustiges Völkchen: Sie geben sich redlich Mühe, alles richtig zu machen, und versagen genau deshalb. Und da nichts komischer ist, als an sich selbst zu scheitern, stellt Moritz Netenjakob mit genüsslichem Spott ein Ensemble aus liebenswerten Neurotikern zusammen, die konsequent an der Tücke des eigenen Charakters verzweifeln.
In seinen Geschichten gelingt Moritz Netenjakob das Kunststück, exakte Alltagsbeobachtung, beißende Satire und warmherzige Figurenzeichnung zu einem Panoptikum deutscher Befindlichkeiten zu verweben, das vor allem eins ist: sehr, sehr komisch.
43.) Darf ich meine Oma selbst verbrennen? von Peter Wilhelm
Kann man als Nichtschwimmer auf hoher See bestattet werden? Gibt es auch Second-Hand-Särge? Kann ich den Opa im Kombi selbst zum Friedhof fahren? Diese und andere nicht immer ganz ernst gemeinte Fragen rund ums Sterben begegnen Peter Willhelm täglich. Die skurrilsten versammelt er nun in seinem zweiten Buch.
44.) Die Letzten werden die Ersten sein. Es sei denn, sie sind zu langsam. von Patrick Salmen & Quichotte
111 absurde Rätselgeschichten - Kunst und Kultur
Die bekannten Slam-Poeten Patrick Salmen und Quichotte laden zum kulturellen Rätsel-Soirée ein. Nach dem Erfolg des ersten Rätselbuches »Du kannst alles schaffen, wovon du träumst. Es sei denn, es ist zu schwierig« legen sie den langersehnten zweiten Band vor. Auch hier gilt es, die Lücken der 111 Rätsel sinngetreu mit den Namen prominenter Persönlichkeiten aus dem Bereich Kunst und Kultur zu füllen. Je nach Assoziationskunst des Ratefuches stellen die Rätsel mal eine kleinere, mal eine größere Herausforderung dar. Aber ein Riesenspaß sind sie immer.
45.) Helga, oder: Mit der al Qaida nach Sibirien von Rebecca Hohlbein
»Menscheskinners - wie sieht das denn hier schon wieder aus?«
Helga, selbsternannte Gottkönigin über unsere kleine Reihenhaussiedlung, ist im Anmarsch - und damit beginnen viele weitere, schier endlose Stunden meines ganz alltäglichen Elends zwischen Al Qaida und Kö, ALDI und Australien, Familie, Feuer und Wirbelsturm.
Mit einer gehörigen Portion Selbstironie und lakonischem Humor beschreibt die Ich-Erzählerin ihr Leben im »Rondell des Grauens«. Aber dann verschwindet Alleinherrscherin Helga plötzlich - und auf einmal ist alles noch viel, viel schlimmer.
* * * * * * * * * * * * * *
Also meine heutigen Favoriten sind auf jeden Fall die Nummern 37, 39 und 42! ;)
Alles Liebe,
Janine
Hallo Janine,
AntwortenLöschendas sind ja wirklich witzige Titel, die du gefunden hast. Ich schau mir auf jeden Fall auch noch mal die anderen Beiträge an. :D
Liebe Grüße
Anna
Magische Momente in der kleinen Bücherwelt
Die sind toll, ja. Und ich habe noch ganz viele mehr! ;)
LöschenLiebe Janine,
AntwortenLöschenherrlich. Wieder sehr sehr herrlich. Diesmal finde ich "Die radioaktive Marmelade meiner Großmutter" am besten. :D Und "Gebrauchsanweisung für Land XY" kenne ich und die finde ich eigentlich immer ziemlich cool. Da finde ich den Namen auch gar nicht mal so kurios.
Liebst, Lotta
Liebe Lotta,
Löschenda sprichst du was an: ich glaube, dass einem kuriose Titel, die man schon länger kennt oder oft gesehen hat, gar nicht mehr so besonders vorkommen. Ich zum Beispiel kannte "Gebrauchsanweisung für Irland" vorher noch gar nicht, "Die radioaktive Marmelade meiner Großmutter" war mir hingegen schon länger bekannt (vor allem durch die "Ungewöhnlichster Buchtitel des Jahres" - Abstimmung auf WasLiestDu), weswegen ich diesen Titel schon weniger kurios finde. ;)
Alles Liebe ♥,
Janine