[Rezension] Coco Chanel & Igor Strawinsky | Chris Greenhalgh

Montag, 6. Oktober 2014


Informationen zum Buch:

-) Seiten: 351
-) Verlag: btb
-) Ersterscheinung: 11. Oktober 2011
-) ISBN: 9783442743162
-) Format: Taschenbuch
-) Wert/Preis: [A] 11,30 €   [D] 10,99 €
-) Originaltitel: Coco and Igor
-) Genre: (Biografischer) Roman
-) Wissenswertes: verfilmt

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Reinlesen? - Leseprobe

Lesezeitraum: 30. Sept. - 5. Okt. 2014



Persönliche Bewertung: 5 *****



Der Autor:
 

Chris Greenhalgh, geboren 1963 in Manchester, schrieb Gedichte, für die er 1992 mit dem Gregory Award ausgezeichnet wurde, und eine Abhandlung über postmoderne amerikanische Dichtung. Sein Roman Coco Chanel & Igor Strawinsky wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und 2009 mit Mads Mikkelsen und Anna Mouglalis fürs Kino verfilmt.

 







Der erste Satz:
 
Am Morgen ihres Todestages machte Coco eine Spazierfahrt.

 
Der Klappentext:

1913 findet in Paris die Uraufführung des Balletts Le sacre du printemps statt. Der Komponist Igor Strawinsky wird für seine radikal neue Musik ausgepfiffen. Doch im Publikum ist eine Frau, die von den dissonanten Rhythmen wie berauscht ist und spürt, dass diese Musik genauso bahnbrechend modern ist wie ihre Modekreationen: Coco Chanel.

Es vergehen sieben Jahre, bis der Choreograf Sergej Diagilew Coco mit dem inzwischen aus Russland nach Paris geflohenen Igor Strawinsky bekannt macht. Coco Chanel lädt den mittellosen Komponisten ein, mit seiner lungenkranken Frau und den Kindern in ihrer luxuriösen Villa in Garches zu wohnen und dort in Ruhe sein Frühlingsopfer zu überarbeiten, während sie mit Chanel Nr. 5 das erste synthetische Parfüm kreiert. Hier entspinnt sich eine leidenschaftliche und höchst delikate Liebesaffäre zwischen den beiden exzentrischen Künstlern ...

 
Meine Meinung:

Mode, Musik und eine außergewöhnliche Affäre
 
Coco und Igor treffen beide zu einem Zeitpunkt ihres Lebens aufeinander, wo sie anfällig für die Leidenschaft des jeweils anderen sind.
Coco ist alleinstehend, hat sich gerade erst einigermaßen von dem Tod ihres Exfreundes Boy erholt und Igors Beziehung zu seiner Ehefrau Jekaterina ist größtenteils von Bitterkeit und Askese geprägt, sodass es dem Komponisten "leicht" gemacht wird, eine Liaison mit Coco einzugehen. - Und das auch noch im selben Haus, in dem Jekaterina und seine 4 kleinen Kinder leben.
 
Also ich muss ehrlich sagen, das fand ich schon echt dreist von den beiden. Wie konnten die zwei nur glauben, dass niemand etwas davon mitbekommt? Sowohl Jekaterina, obwohl durch ihre Tuberkulose geschwächt, als auch die Kinder UND das Hauspersonal besitzen genug Einfühlungsvermögen um derartige Veränderungen wahrzunehmen. Selbst als Coco und Igor dann ahnen, dass die anderen Hausbewohner evtl. etwas von der Affäre wissen, hören sie nicht auf, oder werden gar vorsichtiger. Da kann man es mir wohl nicht verübeln, dass ich keine Sympathie für die beiden aufbringen konnte.
Coco ist überhaupt eine mir unsympathische Frau. So emanzipiert und stark sie in dem Buch auch beschrieben wird, mit ihrem kühlen, distanzierten Charakter und der Art, dass immer alles nach ihrer Nase tanzen muss, bin ich nicht klar gekommen. Und dem Eindruck, dass sie Igor nur als kurzzeitiges "Spielzeug" benutzt hat, konnte ich mich bis zum Schluss, wo sie dann auch noch kurz vor ihrem Tod an die Zeit mit Igor gedacht hat, nicht erwehren.
 
Igor ist da wohl schon ein netterer Geselle, aber dass er eine Affäre mit einer Frau eingeht, die im selben Haus wohnt, wie seine Ehefrau und seine Kinder, ist in meinen Augen trotzdem "unter aller Sau".
Obwohl Jekaterina die hauptsächlich Leidtragende in der ganzen Geschichte ist, habe ich nicht so richtig Mitleid mit ihr empfunden. Warum? Tja, dieses ewig kranke, jammernde Ding hatte einfach was Abstoßendes. Selbst ihren Kindern gegenüber hat sie sich wenig herzlich benommen...
 
Ziemlich interessant fand ich die Szenen ganz am Anfang und am Schluss des Buches, wo man Coco Chanel, eigentlich Gabrielle Chanel, kurz vor ihrem Tod im Alter von 87 Jahren kennenlernt. Interessant ist ebenfalls die Tatsache, dass Coco und Igor im selben Jahr verstorben sind, und Igor im Alter von 88 Jahren - für jede Klaviertaste ein Lebensjahr. 
Auch der Lebenslauf der beiden, ganz zuletzt, ist lesenswert!

Ich habe das Buch trotz der in meinen Augen überaus unsympathischen Charaktere gefesselt verfolgt (denn der Schreibstil ist herrlich zu lesen) und bin eigentlich sehr dankbar, dass ich durch diese Lektüre einen Einblick in einen wenigstens kleinen Abschnitt aus dem Leben zwei solcher bedeutender Persönlichkeiten bekommen habe.
 
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Buchzitate:

~ "Eines lernt man mit der Zeit, Coco - Frauen wünschen sich die große
Leidenschaft, aber alles, was Männer fühlen, ist ein bisschen Lust." ~

~ "Glaub mir", fährt Misia fort, "ein Doppelbett kann furchtbar schmal sein,
wenn man es mit jemandem teilt, den man nicht liebt."  ~

 ~ ... Der Rhythmus ist es, der alles zusammenhält.
Wir alle gehen im Takt einer Melodie, die wir in unserem Kopf

hören, denkt er. Aber der Rhythmus ist für jeden von uns ein
anderer. Also ist es vielleicht die Liebe, in der zwei Menschen
zu vollkommener Synchronizität gelangen. ~

 

3 Kommentare:

  1. Halllooo :)
    Da ist die Rezi ja <3
    Toll geschrieben! Schade, dass alle Charaktere eher unsympathisch waren. Gerade bei Coco Channel hätte ich es anders erwartet. Aber diese Voreinstellung geschieht, wenn man den Namen nur vom hören kennt. Nun ist das glaub ich eine Biographie, die auf meine WuLi kommt. Mal gucken, ob ich eine schöne finde und wenn ich mehr über ihr Leben weiß, wäre dieses Buch denk ich was für mich :)
    P.S. meine Rezi's, unter anderem "Hörst du den Tod?" werden morgen erscheinen. Habe heute Rezi-Tag :)

    Liebste Grüße <3333
    Andrea

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    Antworten
    1. Danke Andrea! ☺
      Dass die Charaktere unsympathisch waren, hat meiner Lesefreude keinen Strich durch die Rechnung gemacht - ganz im Gegenteil. So erinnert man sich wenigstens länger und gut an diese Geschichte. ;-) Und nicht falsch verstehen: das ist KEINE reine Biografie von den beiden. Wenn dann ist es eher ein kleiner Abschnitt ihres (gemeinsamen) Lebens in eine Geschichte verpackt. ☺

      Alles Liebe ♥,
      Janine

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    2. Hihi, ich hab das schon richtig verstanden, mich nur falsch ausgedrückt, lese ich gerade :)
      Mit " Nun ist das glaub ich eine Biographie, die auf meine WuLi kommt" meine ich das Leben von Coco und wenn ich die Biographie dann näher kenne, werde ich mir dein Buch mal zur Hand nehmen :)

      LG

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