Seiten: 188
Verlag: Engelsdorfer
Ersterscheinung: 31. Juli 2012
ISBN: 9783862689200
Format: Taschenbuch
Preis: [A] 11,90 € | [D] 11,50 €
Mein Lesezeitraum: 28. Nov. - 10. Dez. 2016
Die Buchrückseite
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»Im Glashaus gefangen zwischen Welten« bietet einen Einblick
in das Leben von Migranten, die ihre Heimat verlassen haben, um im Exil einen
neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Am Beispiel der Jugend der in Deutschland
lebenden Exil-Tamilen, zu denen er selbst gehörte, beschreibt der Autor
Probleme und Hindernisse, die mögliche Gründe für eine verfehlte Integration
sind. Von der einen Kultur in die andere gestoßen und ihren Gefühlen verletzt,
wissen sie oft nicht, wie ihr weiterer Weg verlaufen soll. Der Blick hinter die
Kulissen ermöglicht betroffenen Migranten eine andere Sichtweise auf die Dinge
und zeigt mögliche Wege auf.
Der Erste Satz
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Meine Meinung
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Obwohl auch eine deutliche Kritik an Eltern tamilischer Kinder bezüglich der Kindererziehung bzw. dem Umgang mit den Gefühlen ihrer Kinder herauslesbar ist, zeigt Deva in anderen Abschnitten wiederum ein bemerkenswertes Einfühlungsvermögen, wenn es um verschiedene Aussagen mancher Menschen geht und kann scheinbar trotzdem großes Verständnis für deren diverse emotionale Verletzungen aufbringen - was mitunter bestimmt daran liegt, dass der Autor selbst sehr intensiv und lange mithilfe therapeutischer Unterstützung an sich gearbeitet hat und seine innere Gefühlsdynamik gut kennenlernen konnte.
Im Glashaus der gefangenen Emotionen
Dem Leben mutig und
selbstbewusst (sich seiner SELBST bewusst) entgegen zu gehen, das ist schon für
viele in unsere Kultur Hineingeborene nicht immer leicht. Für Menschen fremder
Kulturen, ganz besonders für die hier bei uns lebende tamilische Gesellschaft
aus Sri Lanka und Teilen Indiens, ist es noch viel schwerer, vor allem, weil
deren Leben und Persönlichkeiten ganz stark von kulturellen Zwängen
eingeschränkt sind. Man darf sich an dieser Stelle aber nicht vorstellen, dass
es im vorliegenden Buch rein um das Zurechtkommen der Migranten in Deutschland
geht, nein, vorrangig - und das ziemlich intensiv - gewährt uns Deva hierin
einen Einblick in das Seelenleben tamilischer Jugendlicher, die zwischen ihrer
eigenen Kultur (bzw. der ihrer Eltern) und der deutschen Mentalität hin- und
hergerissen sind und infolgedessen leiden. Es ist sehr oft die Rede von
verletzten Gefühlen (die scheinbar für fast jedes schwerwiegende Problem der
Grund/Auslöser sein sollen) und Verletzungen der Seele, dessen sich die
Exil-Tamilen gar nicht bewusst sind und den psychischen Folgen davon.
Ein
Leben in Lügen und Zwängen ist eine dauerhafte Folterkammer!
(S. 156)
»Im Glashaus gefangen zwischen Welten« ist das Lebenswerk
des Autors und deswegen kann man sich vorstellen, dass auch einige
autobiografische Sequenzen darin zu finden sind.
Deva berichtet von Teilen seiner bisherigen
Lebensreise und aus seiner Vergangenheit, die nicht immer so rosig war. Er
erzählt, wie (negativ) er damals das Miteinander seiner Eltern und deren
Kindererziehung erlebt hat und was das mit ihm gemacht hat bzw. wie seine
Gefühle dadurch verletzt wurden und was er in weiterer Folge daraus für seine
Zukunft lernen konnte. Ziemlich eindrucksvoll und erstrebenswert fand ich
persönlich in diesem Zusammenhang folgendes Zitat:
~ An oberster Stelle galt für mich damals, anderen Menschen nichts Schlechtes anzutun, unabhängig davon, was sie einem selbst angetan hatten. ~ (S. 88)
~ An oberster Stelle galt für mich damals, anderen Menschen nichts Schlechtes anzutun, unabhängig davon, was sie einem selbst angetan hatten. ~ (S. 88)
Obwohl auch eine deutliche Kritik an Eltern tamilischer Kinder bezüglich der Kindererziehung bzw. dem Umgang mit den Gefühlen ihrer Kinder herauslesbar ist, zeigt Deva in anderen Abschnitten wiederum ein bemerkenswertes Einfühlungsvermögen, wenn es um verschiedene Aussagen mancher Menschen geht und kann scheinbar trotzdem großes Verständnis für deren diverse emotionale Verletzungen aufbringen - was mitunter bestimmt daran liegt, dass der Autor selbst sehr intensiv und lange mithilfe therapeutischer Unterstützung an sich gearbeitet hat und seine innere Gefühlsdynamik gut kennenlernen konnte.
Lernt man seine eigenen
Gefühle zu entdecken und zu verstehen, so kann es gelingen, dass man die
Gefühle und Gedanken anderer versteht.
(S. 175)
Zu dem
Stehen, was man ist
Deva hält seine Leser dazu an - und das finde
ich nicht nur für die tamilische Gesellschaft sehr wertvoll -, selbst zu
denken, alles Gehörte, Gesehene und im Laufe seines Lebens von Älteren
Beigebrachte/Vermittelte zu hinterfragen und sich nicht mundtot machen zu
lassen. Oft merkt man gar nicht oder oft ist es einem gar nicht bewusst, dass
man etwas für sich angenommen hat, das auf Dauer unglücklich macht - sei es
jetzt ein gewisses Denken oder beispielsweise eine Verhaltensweise.
Aus dem eigenen Glashaus auszubrechen ist in vielen Fällen gar nicht so einfach, besonders die (Exil-)Tamilen, von denen Deva spricht, haben es in meinen Augen noch viel schwerer als die Menschen in unserer Kultur. Wenn man mit seinem Leben unzufrieden ist - völlig gleich, ob Tamile oder nicht - braucht es eine Menge innere Stärke und Energie, das eigene Ich und die damit verbundenen existierenden Wünsche anzuhören. Auch ein wenig Übung gehört dazu, denn wenn man nie auf seine wahren Gefühle gehört hat, funktioniert es im ersten Moment vielleicht gar nicht so gut, diese auch wahrzunehmen.
Aus dem eigenen Glashaus auszubrechen ist in vielen Fällen gar nicht so einfach, besonders die (Exil-)Tamilen, von denen Deva spricht, haben es in meinen Augen noch viel schwerer als die Menschen in unserer Kultur. Wenn man mit seinem Leben unzufrieden ist - völlig gleich, ob Tamile oder nicht - braucht es eine Menge innere Stärke und Energie, das eigene Ich und die damit verbundenen existierenden Wünsche anzuhören. Auch ein wenig Übung gehört dazu, denn wenn man nie auf seine wahren Gefühle gehört hat, funktioniert es im ersten Moment vielleicht gar nicht so gut, diese auch wahrzunehmen.
Jedenfalls hofft Deva, dass er mit seinem Buch, in dem er uns teilweise ja auch auf seine ganz persönliche Reise nach der eigenen Erkenntnis mitnimmt, seinen tamilischen Lesern (aber nicht ausschließlich) Mut zu machen und Unterstützung für ihren eigenen Lebensweg anbieten zu können.
Persönliche Bewertung
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Weitere Buchzitate
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~ Eine Flucht vor irgendetwas ist stets gefolgt von Angst und Unsicherheit. ~
(S. 11)
~ Geld und Ruhm führen zu Einseitigkeit, während Liebe einen Menschen in seiner Gesamtheit reich machen kann. ~
(S. 19)
~ Meines Erachtens ist die Religion ebenfalls ein weiteres Glashaus, in dem die Menschen ihre Zuflucht suchen. ~
(S. 55)
~ Mit der ständigen Angst zu leben, von anderen verletzt zu werden, macht einen
Menschen auf Dauer grundlegend misstrauisch gegenüber seiner Umwelt. ~
Menschen auf Dauer grundlegend misstrauisch gegenüber seiner Umwelt. ~
(S. 105)
~ Warum sollte man das Denken anderen überlassen, wenn man es selbst kann? ~
(S. 131)
~ Der Einklang mit sich selbst und dem Leben bildet die Basis für das Empfangen des Glückes. ~
(S. 132)
~ Man sollte nicht vor dem zurückschrecken, was man bei der Geburt mitbekommt. ~
(S. 143)
~ Die Gewöhnung daran, das Denken der Masse zu überlassen, verursacht den Schlaf in den eigenen Gedanken. ~
(S. 167)
~ Sich ständig einzureden, dass man bestimmte Dinge nicht kann, hat zur Folge, dass man diese
Gedanken tief in seinem Kopf verankert und aus diesem Denkmuster nicht mehr herauskommt. ~
(S. 179) Gedanken tief in seinem Kopf verankert und aus diesem Denkmuster nicht mehr herauskommt. ~
Der Autor
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Devakumaran Manickavasagan, geboren 1987 in Ratingen. 2009
brachte ihn seine Reise nach Aachen, wo er einige Semester BWL studierte. Lange
Zeit beschäftigte er sich durch seinen Austausch mit Betroffenen, durch
Beobachtungen und persönliche Erfahrungen mit dem Leben zwischen zwei Kulturen.
Ein Interview mit Deva könnt ihr euch hier ansehen:
Weitere Rezensionen zu vorgestelltem Buch
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5 Sterne: Arianes-Fantasy-Bücher
3 Sterne: Julias Sammelsurium | Privatkino
1 Stern: Der Bücherblog aus dem Salzburgs
Hey :)
AntwortenLöschenHört sich wie ein interessantes Buch an. Bei solchen Thematiken fürchte ich (wie viele andere Leser sicherlich auch), dass irgendeine Botschaft mit einem Moralknüppel aufgedrängt wird. Leider habe ich bisher fast immer solche Erfahrungen gemacht :') Aber dieses Buch hört sich gut an, also gebe ich ihm eine Chance.
Liebe Grüße
Carly
Liebe Carly,
Löschenich kann deine Befürchtung gut verstehen - solche Ratgeber gibt es immer wieder, die einem dieses Gefühl vermitteln. Bei "Im Glashaus gefangen zwischen Welten" hatte ich jedoch nicht den Eindruck, als würde der Autor die Moralkeule schwingen.
Alles Liebe dir ♥,
Janine
Hier will ich gar nicht lange um den heissen Brei herumreden und sage einfach nur: Danke! Danke dafür, dass ich Dich erreichen konnte. Das war und ist nach wie vor mein Ziel mit diesem Werk.
AntwortenLöschenAls ich neulich vor den Jahrgangsstufen 9 & 10 einer Realschule sprach, konnte auch diese jungen Menschen mitnehmen und erreichen. Ein Moment, den ich auf meiner Reise durchs Leben stets in Erinnerung behalten werde....
Viele Grüsse aus Köln,
Deva
Sehr gerne, lieber Deva! :) Mich hat dein Buch tatsächlich auf eine Weise erreichen können, was ich (so) erst nicht erwartet habe. Und ich hoffe und wünsche mir für dich, dass meine Rezension eine weitere Hilfe darstellt, noch mehr Menschen auf dein Buch aufmerksam zu machen, die sich daraus dann bald eventuell ebenfalls etwas Wertvolles mitnehmen können.
LöschenAlles Liebe,
Janine