» Seiten: 396
» Verlag: Droemer Knaur
» Ersterscheinung: 2003
» ISBN: 9783426627686
» Format: Taschenbuch
» Preis: [A] 9,20 € | [D] 8,90 €
» Genre: Roman
» Wissenswertes: Band # 9 der Reihe mit Tabor Süden
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Mein Lesezeitraum: 7. - 24. Mai 2016
Die Buchrückseite
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Romeo und Julia im heutigen Deutschland: Rico aus Rostock
und Julika aus München - bei einem nächtlichen Fest lernen sie sich kennen und
kommen nicht mehr voneinander los. Doch wie in Shakespeares Stück droht die
Liebe an persönlicher Schuld und der gesellschaftlichen Realität zu scheitern.
Zwei Verbrechen und die Vergangenheit Ricos im Dunstkreis politisch
fragwürdiger Freunde lösen eine Katastrophe aus ...
Der Erste Satz
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Meine Meinung
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»Du bist der Süden der Verschwundenen.«
»Du bist der Süden der Verschwundenen.«
Balkonszene aus »Romeo und Julia« |
»Romeo und Julia im
heutigen Deutschland« verspricht gleich der erste Satz des Klappentextes von »Gottes Tochter« und war auch der Grund,
weswegen ich sehr neugierig auf diesen Roman war. Die genaue Geschichte von »Romeo und Julia« kenne
ich noch gar nicht und ich dachte mir, dass ich so vielleicht schon mal einen
kleinen Vorgeschmack darauf bekomme. Und dass mein Lieblings-Vermisstenfahnder
Tabor Süden darin auch eine tragende Rolle spielt, war noch ein zusätzlicher
Anreiz, um zum Buch zu greifen.
Der Handlung, obwohl sie irgendwo
zu beginnen scheint, konnte ich von Anfang an gut folgen, ich bin schnell in
der Geschichte gelandet, war froh darüber, die altbekannten Buchfiguren Tabor
Süden und seine Kollegin Sonja Feyerabend wieder zu treffen und habe auch die
anderen Hauptcharaktere schnell erfasst.
»Manchmal glaub ich,
du lebst gar nicht in der Wirklichkeit.«
»Wo denn sonst?«
»Irgendwo daneben. Wo es nur dich gibt.«
»Wo denn sonst?«
»Irgendwo daneben. Wo es nur dich gibt.«
(S. 152/153)
Man merkt ganz schnell
wieder diesen ganz eigenen melancholischen Ton im Geschriebenen, der schon fast
gang und gäbe in Anis Büchern ist.
Auch eine gewisse Verzweiflung und Angst, aber irgendwie auch Apathie und Hoffnungslosigkeit, vor allem die jungen Protagonisten Julika und Rico betreffend, findet man hier zur Genüge.
Auch eine gewisse Verzweiflung und Angst, aber irgendwie auch Apathie und Hoffnungslosigkeit, vor allem die jungen Protagonisten Julika und Rico betreffend, findet man hier zur Genüge.
Der Schreibstil, wenn nicht
gerade Konversation geführt wurde, kam mir sehr poetisch vor. Zu den
Charakteren selbst habe ich leider gar keinen Zugang gefunden und auch kein
Mitleid mit ihnen gehabt. Warum? - Weil sie mir gefühllos erschienen sind. Der Fokus
lag mehr auf ihren (sehr melancholischen) Gedanken und Handlungen. Und der
Umgang zwischen Julika und Rico ist mir auch nicht sehr liebevoll vorgekommen -
was ich persönlich eigentlich schon voraussetzen würde, wenn man gemeinsam
vorhat, seine Familien zu verlassen und sich irgendwo ein neues Leben
aufzubauen ...
»Was willst du?«, stieß er
hervor.
»Nicht mehr dort sein, wo ich herkomm«, sagte sie. »Nie mehr wieder.«
»Nicht mehr dort sein, wo ich herkomm«, sagte sie. »Nie mehr wieder.«
(S. 31)
Tabor Süden ist mir diesmal
leider nicht immer besonders sympathisch gewesen, manchmal sogar etwas nervig.
Normalerweise schätze ich seine Ermittlungsmethoden und seine wortkarge Art, aber
hier habe ich einfach nicht verstanden, warum er sich unbedingt in den Fall der
verschwundenen Julika einmischen will, wenn er eh schon weiß, dass sie aus
freien Stücken heraus von ihren Eltern am Tag ihrer Volljährigkeit abgehauen
ist. Ich habe bis zum Schluss nicht genau verstanden, warum er Julika unbedingt
finden wollte.
Auch die Konversationen mit Süden, aber auch die zwischen Julika und Rico, fand ich sehr mühsam zu lesen. Oftmals wurde schlicht und einfach nur mit »Ja.« oder »Nein.« geantwortet und dann kam irgendwie nichts mehr oder nur mehr Gedanken. So richtig weitergebracht hat das gewisse Gespräche nicht.
Auch die Konversationen mit Süden, aber auch die zwischen Julika und Rico, fand ich sehr mühsam zu lesen. Oftmals wurde schlicht und einfach nur mit »Ja.« oder »Nein.« geantwortet und dann kam irgendwie nichts mehr oder nur mehr Gedanken. So richtig weitergebracht hat das gewisse Gespräche nicht.
Ich bilde mir das
selbstbestimmte, unzerstörbare Leben ein. Und in diesem Leben gibt es einen
Menschen, mit dem ich aus meiner Einbildung hinaus in die Welt trete, und zwar
in Schönheit. Gerade habe ich wieder einen Schritt geschafft. Von unserem
Anfang kann uns niemand vertreiben.
(S. 206)
Band 9 der Tabor Süden - Reihe war in meinen Augen leider der schwächste, weil langweiligste, Teil der bisher 20-bändigen Reihe. Die durchgehende Melancholie fand ich diesmal etwas deprimierend und die Art so mancher Charaktere einfach nur herz- bzw. gefühllos, weswegen ich zu keiner Figur einen positiven Zugang gefunden habe. Was mich auch genervt oder gelangweilt hat, waren unter anderem die vielen einsilbigen Gespräche.
So recht weiterempfehlen will ich »Gottes Tochter« an dieser Stelle also nicht. Wer allerdings kein Problem mit meinen Kritikpunkten hat und einem poetischen Schreibstil nicht widerstehen kann, der könnte bestimmt seine Freude mit diesem Buch haben.
So recht weiterempfehlen will ich »Gottes Tochter« an dieser Stelle also nicht. Wer allerdings kein Problem mit meinen Kritikpunkten hat und einem poetischen Schreibstil nicht widerstehen kann, der könnte bestimmt seine Freude mit diesem Buch haben.
Persönliche Bewertung
Weitere Buchzitate
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
~ Von Kindern, die abhauten, weil sie bei ihren Eltern jedes Verständnis vermissten und keines
mehr erwarteten und sich in einen allmächtigen Zorn und Selbsthass hineinmanövriert hatten,
wusste man, dass sie, durch Fotos in der Presse in die Enge getrieben, zum Selbstmord fähig waren.
~
(S. 65)
~ Das Kind wird diese Welt nicht erleben, es ist ein Versehenskind, und ein
(S. 65)
~ Das Kind wird diese Welt nicht erleben, es ist ein Versehenskind, und ein
zufällig entstandenes Kind wird immer spüren, dass es ein Versehen ist.
~
(S. 115)
(S. 115)
~ Wenn man keine Angst mehr hat, dann geht die Feigheit von alleine weg. Und wenn die Feigheit weg ist,
ist man echt, dann gibt es einen endlich. Und die Leute gaffen einen an, weil sie einen nicht wieder erkennen,
sie denken, man ist jemand anderes, aber man ist endlich derselbe, der man immer schon gewesen ist in seinem Herz.
~
(S. 220)
~ »Sie sind ein wenig dick, wenn ich das sagen darf.«
(S. 220)
~ »Sie sind ein wenig dick, wenn ich das sagen darf.«
(S. 316/317)
~ »Hattest du auch schon mal das Gefühl, du bist verkehrt und was du tust, ist schauspielern
von früh bis spät, auf einer Bühne aus Straßen und Zimmern und Schule und Befehlen?«
~
(S. 376)
(S. 376)
Der Autor
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
Bildrechte: picture alliance / Frank May |
Friedrich Ani, geboren 1959, lebt in München. Er schreibt
Romane, Gedichte, Jugendbücher, Hörspiele und Drehbücher. Sein Werk
wurde mehrfach übersetzt und vielfach prämiert, u.a. mit dem Deutschen Krimipreis, dem Adolf-Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis. Seine Romane um den Vermisstenfahnder Tabor Süden machten ihn zu einem der bekanntesten deutschsprachigen Kriminalschriftsteller. Friedrich Ani ist Mitglied des Internationalen PEN-Clubs.
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Weitere Bücher des Autors
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1998 |
2000 |
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