Mittwoch, 8. April 2020

[Rezension] Oje, ich wachse! | Dr. Hetty van de Rijt & Dr. Frans X. Plooij


Seiten: 431
Verlag: mosaik
deutsche Ersterscheinung: 1994
ISBN: 9783442390755
Format: Hardcover
Preis: [A] 23,70 €  |  [D] 22,99 €
Originaltitel: Oei, ik groei!
Übersetzung: aus dem Niederländischen von Regine Brams & Eva Schweikart
Genre: Ratgeber, Sachbuch, Lebenshilfe

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Mein Lesezeitraum: 14. Sept. 2018 - 22. März 2020  (= 556 Tage)




Die Buchrückseite


Warum schreit mein Baby?

Jede Mutter ist gelegentlich verzweifelt, weil ihr Baby aus unerfindlichen Gründen untröstbar ist und bis zur Erschöpfung aller quengelt. Babys machen nicht nur körperlich, sondern auch geistig eine rasante Entwicklung durch. Die Psychologen Hetty van de Rijt und Frans X. Plooij haben herausgefunden, dass ein Baby in den ersten 20 Monaten zehn große Sprünge in seiner geistigen Entwicklung durchlebt. Diese aufregenden, von den Eltern allerdings oft als Krisenzeiten erlebten Wachstumsphasen erfolgen immer im gleichen Rhythmus und sind somit vorhersehbar. Die Autoren zeigen, wann Sie diese Sprünge zu erwarten haben, was dann in Ihrem Baby vorgeht und wie Sie ihm in dieser schwierigen Zeit helfen können.


Der erste Satz


Wenn ein Baby schreit, ist das eine Qual für den, der dieses kleine Wesen gesund und glücklich sehen will.


Meine  Meinung


Nur zu etwa einem Drittel brauchbar für mich

Nach beinahe 1,5 Jahren habe ich Oje, ich wachse! endlich beendet. Meine Tochter ist nun 1,5 Jahre alt und ich habe zu jedem ihrer angeblich 10 Entwicklingssprünge ein Kapitel (natürlich zum jeweiligen Sprung passend) weitergelesen und mir immer wieder Notizen dazu gemacht.

Zu Beginn des Buches war ich noch recht motiviert und begeistert, das weiß ich noch. Hochinteressiert habe ich kurz vor der Geburt mit dem Lesen der Einleitung, den ersten Infos zum Buch und dem Thema Wie mein Neugeborenes seine Welt erlebt gestartet. Das war auch alles noch sehr spannend und aufschlussreich für mich.
Weiter ging's dann mit dem ersten Entwicklungssprung ca. 5 Wochen nach der Geburt meiner Tochter. Aber bereits da habe ich gemerkt, dass Vieles einfach nicht zu meinem Baby passt, da es die meisten dieser beschriebenen Fähigkeiten (noch) nicht aufgewiesen hat. (Sie kam nur einen Tag vor dem Geburtstermin auf die Welt.) Das hat mich ziemlich verunsichert. Teilweise war mein Kind auch überhaupt nicht schwierig, besonders weinerlich oder anhänglich, wenn es das laut Buch eigentlich hätte sein sollen, sondern zu ganz anderen Zeiten. Ich habe im Laufe der Wochen und Monate von Kapitel zu Kapitel immer mehr den Eindruck gewonnen, dass mein Kind wohl nicht zu diesen Beschreibungen passt oder schlicht und einfach zurückgeblieben sein muss. (Gibt es tatsächlich Babys, die schon mit 7 Monaten in die Hände klatschen, wenn man sie darum bittet?) Gewisse Fähigkeiten und Fertigkeiten, die zu einer gewissen Zeit da hätten sein sollen, hat meine Tochter nämlich oft erst Wochen oder Monate später gezeigt. Bis zu einem gewissen Punkt im Buch habe ich mir also gedacht, dass es irgendwie kaum Sinn für mich macht, das alles zu lesen ...

Naja, und dann gibt es immer wieder diese kurzen Erfahrungsberichte von Eltern zwischen dem eigentlichen Text/den Informationen, die sich zum Ende des Buches hin immer weiter gehäuft haben, was mir persönlich irgendwann einfach zu viel wurde.  Außerdem muss man auch dieses Buch ein wenig "filternd" lesen, was Tipps und Ratschläge betrifft. Denn nicht mit jeder Empfehlung der Autoren war ich einverstanden. So wird auf Seite 250 beispielsweise vorgeschlagen, sein Kind mit etwas Interessantem, das es besonders mag, abzulenken, wenn es frustriert ist, weil es etwas nicht darf. Das lehne ich ja grundsätzlich ab. Wenn mein Kind frustriert oder traurig ist, nehme ich es in den Arm und tröste es, solange bis es sich beruhigt hat. Genau das fühlt sich für mich stimmig und gut an. Wenn es Eltern gibt, die das anders handhaben wollen, muss man das ebenso akzeptieren.
Ein weiteres Beispiel, das mir ziemlich gegen den Strich gegangen ist, obwohl es "nur" in einem Erfahrungsbericht stand, war auf Seite 237 zu finden: Darin wurde ein Kind (wohl aus einer Überforderung heraus) geschlagen, das dann gegen eine Heizung geknallt ist! Das muss man wohl nicht mehr weiter kommentieren ...

Erst etwa ab dem Entwicklungssprung mit 11 Monaten habe ich mehr Übereinstimmungen zwischen dem Verhalten meiner Tochter und den Beschreibungen im Buch feststellen können. Und ab da dann bis zum Ende des Buches, das mit dem Entwicklungsschub um das 17.-18. Lebensmonat endet. Genau genommen habe ich also nur die ersten paar Seiten und das letzte Drittel des Buches als brauchbar und lesenswert empfunden.

Durch Oje, ich wachse! ist mir wieder einmal mehr bewusst geworden, dass JEDES Baby anders tickt und man absolut nichts verallgemeinern kann. Obwohl ich zeitweise etwas verunsichert wurde während des Lesens, habe ich doch keine Sekunde daran gezweifelt, dass mein Baby gut ist, wie es ist. Eher habe ich mich manchmal sogar über das Buch geärgert ... Ja, nun bekomme ich Mitte Mai mein zweites Kind. Und ab und zu werde ich in den Monaten nach der Geburt bestimmt nochmal einen Blick in das Buch werfen, ich bin nämlich schon sehr neugierig, ob es bei Baby B zeitmäßig besser übereinstimmt mit den Entwicklungssprüngen.



Persönliche Bewertung




Die Autoren

© Hetty van de Rijt
© The Wonder Weeks


Dr. Hetty van de Rijt studierte Psychologie und Anthropologie und war einige Zeit an einem Institut für geistig behinderte Kinder tätig. 

Dr. Frans X. Plooij spezialisierte sich nach seinem Studium der Psychologie und Biologie auf das Gebiet der Verhaltensbiologie. Der Autor des Bestsellers Oje, ich wachse! ist ein international anerkannter Experte auf dem Gebiet der frühkindlichen Entwicklung. 

-) Website zum Buch.


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