Freitag, 23. September 2016

[Rezension] Heute fahre ich nach Morgen | Kateryna Babkina


Seiten: 164
Verlag: Haymon
Ersterscheinung: 16. August 2016
ISBN: 9783709972274
Format: Hardcover mit Schutzumschlag
Preis: 19,90 €
Originaltitel: Соня
Genre: Roman

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Mein Lesezeitraum: 16. - 23. September 2016




Der Klappentext
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Die junge und selbstbewusste Künstlerin Sonja genießt ihr unbeschwertes Leben in vollen Zügen. Doch die Sorglosigkeit nimmt ein abruptes Ende. Über Nacht wird sie von ihrem Freund verlassen und von einer ungeplanten Schwangerschaft überrumpelt - ein grober Einschnitt, aber auch der Startschuss für eine Reise ins Unbekannte. Hinter dem Steuer eines alten Lada macht sie sich auf den Weg - und auf die Suche nach sich selbst ...


Der Erste Satz
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Im Grunde lebte sie gern.


Meine  Meinung
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Eine Reise, die man so schnell nicht wieder vergisst

Kateryna Babkina hat mit »Heute fahre ich nach Morgen« einen Roman geschaffen, der mit einem wundervollen und leicht verständlichen Schreibstil bezaubert. Die Geschichte selbst hat irgendwie auch etwas Magisches, ohne jedoch ins Fantasy-Genre abzurutschen. Es ist von Zeit zu Zeit die Rede von Wundern und Dingen, die man sich nicht logisch erklären kann.

Die Protagonistin Sonja ist eine junge Frau, die herausfindet, dass sie schwanger ist und diese Tatsache zum Anlass nimmt, ihren Vater, den sie nie kennengelernt hat, aufzusuchen, um eine Beziehung zu ihm herzustellen.
Sonja war für mich nicht ganz greifbar auf der Gefühlsebene, dafür waren mir die 164 Seiten einfach zu knapp. Dennoch war sie mir sympathisch, vor allem, weil sie hin und wieder ihren Kopf in den Wolken hatte, also ein wenig verträumt war, und weil sie trotz ihrer Angst vor dem Baby in ihrem Bauch, von dem sie auch nicht wusste, wer der Papa ist, auf Reisen geht, um den verlorenen Part ihrer Familie zu finden.

»Man kann niemandem vertrauen. Aber manchmal lässt es sich nicht vermeiden.«
(S. 28)

Und so kam Sonja mir zeitweise auch vor: verloren und sich nach dem Lebenssinn fragend
Dieses Buch ist auf jeden Fall eines, in dem viel herumgereist wird: von der Ukraine nach Polen, nach Deutschland, nach Griechenland und schlussendlich noch einmal nach Deutschland. Sonja trifft auf ihrer Reise allerhand Menschen, die sie komischerweise fast alle kennt und die sie auf ihren verschiedenen Stationen auch immer wieder trifft. - Was für mich etwas eigenartig war, da mir irgendwie der Zusammenhang gefehlt hat. Mir kamen all die wiederholten Treffen der Buchfiguren sehr zufällig und unwahrscheinlich vor.

Die Suche nach Sonjas Vater hat sich für mich nicht wirklich als Suche entpuppt, sondern mehr als "ich-reise-einfach-mit-den-Menschen-mit,-die-mir-begegnen-und-schaue,-wer-oder-was-mir-sonst-noch-so-über-den-Weg-läuft".
Im Grunde war genau das aber ja auch das Spannende an der ganzen Geschichte: man wusste nie, wer oder was als nächstes auf Sonjas Reise auftauchen würde.

Sonja fühlte sich unsichtbar wie eine umherirrende Seele. Vielleicht passierte genau das mit Menschen, wenn sie etwas Derartiges ereilte?
(S. 151)

Die letzten Seiten des Buches fand ich sehr überraschend, da ich so überhaupt nicht damit gerechnet habe, was die Protagonistin über den Mann, mit dem sie gereist ist, herausfindet. Aber ob das Schockierende, was Sonja herausgefunden hat, überhaupt der Wahrheit entspricht, hat man als Leser am Ende leider nicht mehr erfahren, da Sonja eine in meinen Augen ziemlich überstürzte Handlung getätigt hat. Ich persönlich fand diese Ungewissheit nach dem Lesen des letzten Satzes etwas unbefriedigend, aber wenn ich mir die Art der Protagonistin jetzt noch einmal ins Gedächtnis rufe, war diese Reaktion am Ende eh zu ihr passend. 

Alles in allem hatte ich meine Freude beim Lesen. Auch, wenn die Handlung an manchen Stellen für mich nicht immer ganz glaubhaft war und das Ende mich nicht völlig zufriedengestellt hat, so fand ich wenigstens den Schreibstil besonders und irgendwie magisch, zum Träumen einladend. Die Autorin hat es damit geschafft, mich zeitweilig komplett in eine andere Welt zu entführen!


Persönliche Bewertung
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Weitere Buchzitate
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~ Alle gaben sich Mühe, nicht zu wollen, denn wollen wird unerträglich, wenn man nicht kann. ~ 
(S. 21)

~ »Wie kannst du denn was entscheiden, wenn du gar nichts empfindest?« ~  
(S. 32)

~ »Keiner liebt einen anderen dafür, dass er etwas Besonderes ist.« ~ 
(S. 94)

~ Was die Menschen nicht verstehen, lehnen sie ab. ~ 
(S. 136)

~ »Wir sind perfekt«, sagte Kai plötzlich. »Nicht wir zwei, sondern alle Menschen auf der Welt, und da 
gehören wir natürlich dazu. Wir brauchen nicht mehr, als wir haben, um glücklich zu sein. Und schon gar 
keine Wunder. Alles, was mit uns passiert, ist gut. Man darf sich einfach nicht so sehr den Kopf zerbrechen.« ~  
(S. 137)




Die Autorin
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Kateryna Babkina, geboren 1985 im ukrainischen Iwano-Frankiwsk, lebt als Schriftstellerin in Kiew. Sie studierte Journalistik an der Nationalen Taras Schewtschenko Universität in Kiew und arbeitet für zahlreiche nationale und internationale Zeitungen und Zeitschriften. Neben ihrer Prosa ist sie auch für ihre Lyrik bekannt und als Dramaturgin tätig. Die Gedichtbände, Romane und Kinderbücher der vielseitigen Autorin wurden in der Ukraine begeistert aufgenommen. 2016 erschien der deutsche Debütroman Heute fahre ich nach Morgen bei Haymon.

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5 Sterne: Querleserin



2 Kommentare:

  1. Liebe Janine,
    es freut mich, dass dich der Roman ebenso verzaubern konnte wie mich und ich werde deine Rezension ebenfalls verlinken.
    liebe Grüße, Tina

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    Antworten
    1. Hallo Tina,
      dankeschön, das ist sehr lieb von dir. Ja, der Roman hat es wirklich geschafft, mich für eine Weile zu verzaubern. ;)
      Alles Liebe,
      Janine

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