Sonntag, 12. Juli 2015

[Rezension] Alles so leicht | Meg Haston

» Seiten: 317
» Verlag: Thienemann
» Ersterscheinung: 13. Juli 2015
» ISBN: 9783522202152
» Format: Hardcover mit Schutzumschlag
» Preis: [A] 20,60 €  |  [D] 19,99 €
» Originaltitel: Paperweight
» Genre: (Jugend)roman

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Reinlesen? - Leseprobe

Mein Lesezeitraum: 6. - 11. Juli 2015





Der Klappentext
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Gesund werden - als ob es darum ginge!
Stevie fühlt sich in der Falle. 60 Tage soll sie im Therapiezentrum für Essstörungen bleiben! Der Alltag ist streng reglementiert, auf Schritt und Tritt wird sie kontrolliert, immerzu soll sie irgendetwas essen, obwohl sie sich genau das mühsam abtrainiert hat. Das ist das Gegenteil von dem, was Stevie will. Wenn sich der Todestag ihres Bruders Josh zum ersten Mal jährt, soll es auch sie nicht mehr geben, in genau 27 Tagen will sie verschwinden.
Aber wie soll das hier funktionieren?
Dann lernt das Mädchen die Therapeutin Anna kennen. Sie drängt Stevie zu nichts, behandelt nicht nach Schema F, gesteht Fehler ein. Kann sie Stevie von ihrem selbstzerstörerischen Plan abbringen?
 
 
Der Erste Satz
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Noch siebenundzwanzig Tage bis zur Freiheit, und ich bin gefangen in einem Blechkasten mit grau bezogenen Sitzen und dem künstlichen Piña-colada-Gestank eines Wunderbaums, der am Rückspiegel baumelt.
 
 
Meine  Meinung
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Eher 'alles so schwer' würde ich sagen ...
 
Denn leichte und angenehme Kost ist der Inhalt dieses Buches ganz bestimmt nicht. Die Protagonistin Stevie leidet nämlich an einer Essstörung und wurde von ihrem Vater in ein Therapiezentrum geschickt, wo sie wieder gesund werden soll. Dabei hat sie ja ganz andere Pläne ...


So laufen die Gespräche in diesem bizarren kleinen Universum ab: Die Mädchen schwatzen
endlos darüber, dass ihnen die Haare ausfallen, dass ihre Haut austrocknet, dass sie nicht
mehr aufs Klo gehen können. Sie jammern und beklagen sich, aber tief in ihrem Inneren
heften sie sich diese Dinge wie Orden an die Brust. (S. 57)


Stevies bisheriges (17-jähriges) Leben ist geprägt von dem Glauben, dass sie untragbar, 'zu viel' für ihre Mutter wäre. Sie glaubt, dass ihre Mutter wegen ihr die Familie verlassen hat und dass sie Schuld an dem Unfalltod ihres Bruders Josh war. - Für mich also kein Wunder, dass sie dadurch Gedanken ans Verschwinden/sich zu Tode hungern hat.


Für Mädchen wie uns ist die Bewusstlosigkeit der einzige Ausweg. (S. 97)

 
Leider war mir Stevie von Anfang an unsympathisch. Ihre Gedanken zu den meisten Menschen in der Geschichte sind eher gehässig und abwertend. Natürlich könnte man das auf ihre Krankheit schieben, auf mich hat das aber trotzdem andauernd ziemlich abschreckend und asozial gewirkt. Mit solchen Menschen will ich in der Regel im wahren Leben nichts zu tun haben müssen und so ging es mir beim Lesen auch. Ich bin mit Stevie erst gegen Ende des Buches ein bisschen warm geworden, als sie 'umgänglicher' geworden ist und sympathischere Dinge gedacht oder von sich gegeben hat. (Wer sich weiter unten den Buchtrailer ansehen mag: genauso unsympathisch, wie die Stimme darin klingt, war mir Stevie im Großteil des Buches auch. - (Für mich) eigentlich die optimale Stevie-Stimme!)
Ich glaube fast, dass das Buch zum Teil biografisch ist, obwohl die Autorin das so nicht erwähnt. Aber Meg Haston dürfte wohl selbst einmal wegen einer Essstörung in Therapie gewesen sein.
Das Buch ist jedenfalls ein Jugendroman und ich finde, dass es sich auch genau so wie einer liest. Der Inhalt ist manchmal schon echt hart und erschreckend und nicht schön, aber gerade deshalb fand ich den Ausgang der Geschichte auch nicht wirklich zu 100% passend. Der war mir dann doch eine Spur zu schön. Nicht ganz authentisch eben ...
Was mir gut gefallen hat, waren die Rückblenden, die zeitweise vorhanden waren. Darin werden Situationen und Momente erzählt, in denen Stevie mit ihrem Bruder Josh und/oder ihrer Freundin Eden zusammen ist. Es wird darin sehr gut deutlich, wie die Beziehung zu den beiden ist und was die beiden eigentlich für Menschen sind. Und diese Rückblenden, an die sich Stevie erinnert und auch mit ihrer Therapeutin Anna (Stevie hat sie immer SK = Seelenklempner genannt) bespricht, sind in der Therapie wichtige Schlüsselszenen, die ihr wohl auch bei ihrer Genesung helfen.


"Du bist nicht deine Krankheit", sagt sie. Was beweist, was
ich die ganze Zeit vermutet habe: Sie hat keine Ahnung. (S. 85)

 
Ein Buch, in dem es ganz viel um Eltern, Brüder und Freundschaften geht, in dem ein Unfall mit Todesfall der Auslöser einer lebensbedrohlichen Krankheit ist und in dem auch vermittelt wird, dass eine gute Therapie lebensrettend sein kann. Also ein Buch, das definitiv lesenswert ist, von mir aber trotzdem keine fünf Sterne erhält, weil ich mit der Hauptprotagonistin nicht klar gekommen bin.
 
 
Persönliche Bewertung
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Weitere Buchzitate
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Du bist eine Seele mit einem Körper und nicht ein Körper mit einer Seele. ~ (S. 70)

 Das Gedächtnis glaubt, ehe das Wissen sich erinnert. ~ (S. 82)

 "Wärst du nicht auch lieber echt und fehlerhaft als irgendein künstlich
gestyltes Mädchen, das nie wirklich gelebt hat?" ~ (S. 121)

"Ich glaube, es gibt einige Dinge, die wir nicht akzeptieren
sollten. Und krank zu leben, ist eins davon." ~ (S. 134)

 Unwillkürlich stelle ich mir die Frage, was eine Familie ausmacht. Ich glaube,
dass für einige Menschen eine Familie aus den Leuten besteht, die immer
in der Nähe sind, wenn etwas Schreckliches geschieht. ~ (S. 282)


 
Der Buchtrailer
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Die Autorin 
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Meg Haston lebt in Jacksonville, Florida. Hier schreibt sie und arbeitet als Beratungslehrerin an einer Privatschule. Als sie sich wegen einer Essstörung in Therapie begab, begann sie sich selbst und die anderen mit den Augen der Schriftstellerin zu betrachten. Daraus wurde Alles so leicht.
 
 
 
 
 


 
 
 

Weitere Buchrezensionen
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10 Kommentare:

  1. Huhu Janine,

    deine neue Bewertungsskala gefällt mir richtig gut. :-)

    Ich hatte das Buch auch schon im Fokus, aber deine Rezi sagt mir, dass es für mich aktuell nichts ist.

    Liebe Grüße

    Janine

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    Antworten
    1. Hallo Janine! :)
      Uh, naja, so neu ist die Bewertungsskala gar nicht mehr. Habe ich jetzt sicher schon seit mindestens einem Monat!? ;)
      Alles Liebe ♥

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  2. Hallo Janine,
    ich bin durch das Googeln nach Rezis zu diesem Buch auf deinen Blog gestoßen und war auch sofort angefixt von deiner schönen Bewertungsskala, die echt schön ist.

    Ich habe deine Rezi, die mir trotz dessen, dass sie von meiner eigenen Bewertung abweicht, echt gut gefällt, auf meinem Blog verlinkt und hoffe, das ist okay für dich. Du kannst die Verlinkung hier nachverfolgen: http://booksinmyworld.de/?p=5069288

    Liebe Grüße
    Evi

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  3. Stimmt, die Stimme passt tatsächlich zu Stevie. xD Ich wusste gar nicht, dass es zu dem Buch auch einen Trailer gibt.
    Ich glaube auch, dass das Buch bis zu einem bestimmten Punkt biografisch ist. Meg Haston war ja selbst in Therapie und ich meine irgendwo auch gelesen zu haben, dass sie das selbst behauptet hat, aber sicher bin ich mir nicht mehr. =)
    Deine Rezension gefällt mir wirklich gut. Ich fand Stevie teilweise auch nicht sehr sympathisch, aber das habe ich dann wirklich einfach auf die Krankheit geschoben. ;-)
    Ich sage es auch hier nochmal kurz: Lieben Dank fürs Bescheid sagen und klar darfst du den Link drin lassen. =)

    LG,
    Julia

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    1. Hallo Julia,
      danke für deine Erlaubnis, deine Rezension verlinken zu dürfen. :)
      Da ich in letzter Zeit immer ganz gerne die jeweiligen Buchtrailer in meine Rezensionen mit einbaue, suche ich die vorher immer ganz fleißig. ;) Naja, meistens sind sie aber eh gleich direkt bei der Buchinfo auf der Verlagshomepage zu finden. So auch hier.^^
      Direkt am Schutzumschlag in der Autoreninformation steht jedenfalls, dass sich Meg Haston "wegen einer Essstörung in Therapie begab ..."
      Alles Liebe ♥,
      Janine

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    2. Wenn ich die finde, dann meistens nur durch Zufall. xD Ich suche da nie explizit danach.
      Ja, das habe ich auch gesehen. Ich habe überall im Internet nach genau dieser Info gesucht, weil ich sie auch in meine Rezension mit einbauen wollte, aber nicht gefunden. Irgendwann habe ich sie einfach mal rasch abgetippt. =) Ich finde es einfach echt spannend, dass das Buch vermutlich wirklich von dem, was sie erlebt hat, inspiriert wurde.

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    3. Geht mir ganz genauso: ich finde, das hat was Biografisches und Biografien können mitunter ja wirklich sehr lesenswert sein. Vor kurzem habe ich erst "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" von Lilly Lindner gelesen. Darin geht es ebenfalls um Magersucht und obwohl das Buch als Jugendroman und nicht als Biografie verkauft wird, bin ich mir dennoch sehr sicher, dass der Inhalt Biografisches enthält, und wenn es nur die Gedanken der Protagonistin(nen) sind, die sie zur Magersucht haben. Hast du das Buch evtl. auch schon gelesen? Wenn nicht: ich kann es dir wirklich sehr ans Herz legen - es ist sogar zu einem meiner Lieblingsbücher in 2015 geworden! ;-)

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    4. Aufgefallen ist mir das Buch schon, aber ich habe es nie nöher ins Auge gefasst. Ich werde es mir mal auf jeden Fall nochmal anschauen. =) An reine Biografien habe ich mich ehrlich gesagt noch nicht heran getraut. Vielleicht durch das Vorurteil, dass sie trocken und langweilig sind. Wenn eine Geschichte nur biographisch angehaucht ist, ist das für mich schon etwas komplett Anderes.

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  4. Hallöchen :)

    Eine schöne Rezi (wie immer) sehr ausführlich und hilfreich!
    Und jetzt mal im Ernst (ich weiß gar nicht ob ich dir das schon gesagt habe) aber ich finde dein Blog optisch wirklich sehr ansprechend - tolles Design - die Skala finde ich auch sehr gut (hast eh schon etwas länger habe ich gesehen, aber wirklich praktisch!)
    So wieder zurück zum Buch:
    Diese Autorin ist mir eigentlich gänzlich unbekannt, aber jetzt wirklich überzeugt nach deiner Rezi bin ich jetzt natürlich nicht von dem Buch - jedoch das Thema finde ich sehr interessant! Ich werds mir mal merken - vielleicht kommt es mal auf meinen SuB.

    Allerliebste Grüße
    Janine

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    Antworten
    1. Danke, danke für deine lieben Worte und das Lob! *rotwerd*

      Dass du die Autorin noch nicht kennst, ist gar nicht so unwahrscheinlich, da das hier ihr erstes Buch ist.^^

      Kann ja auch gut sein, dass dich das Buch mehr begeistern kann als mich. Für mich ist die Thematik Magersucht an und für sich schon interessanter Lesestoff, aber hier war es leider nicht zu 100% überzeugend umgesetzt, finde ich. Falls du das Buch dennoch eines Tages lesen solltest, freue ich mich über einen Austausch. ;-)

      Alles Liebe ♥

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