Montag, 12. August 2019

[Rezension] Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen | Jirina Prekop & Christel Schweizer


Seiten: 153
Verlag: Kösel
deutsche Ersterscheinung: 1990
ISBN: 9783466305469
Format: Hardcover mit Schutzumschlag
Genre: Elternratgeber

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Mein Lesezeitraum: 26. Juli - 1. Aug. 2019  (= 7 Tage)






Der Inhalt
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»Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen. Es gilt, den Gästen einen guten Ort anzubieten und ihnen so lange Sicherheit und liebevollen Halt zu geben, bis sie ihren Weg selber gehen können.«

Dieses wunderschöne Motto haben die beiden Autorinnen, eine erfahrene Kinderpsychologin und eine engagierte Kinderärztin, ihrem erfolgreichen Buch vorangestellt. Wichtig ist für sie vor allem, ein Kind in der Besonderheit seines kindlichen Wesens bedingungslos anzunehmen. Konkrete Beispiele aus dem Alltag (die Nächte mit dem Kind, Aggressionen, Sauberkeit, Essen, Geschenke, Pflichten, Berufstätigkeit der Mutter, geschiedene Eltern) zeigen, wie Eltern ihr Kind auf seinem Weg begleiten können.


Der Erste Satz
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Ein Kind zu erziehen bedeutet an erster Stelle, es in der Besonderheit seines kindlichen Wesens bedingungslos anzunehmen und zu lieben.


Meine  Meinung
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Eltern als Wegweiser

1990 erschienen, von der Schwiegermutti geschenkt bekommen (hat es damals auch gelesen) und mir mehrmals empfohlen worden. Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen musste also von mir gelesen werden.

Trotzdem die Ersterscheinung schon beinahe 30 Jahre her ist, konnte ich mir aus dem Inhalt einiges Wertvolles herauspicken. Ratgeber, besonders Elternratgeber, sollte man sowieso immer "filternd" lesen. Die Lehren verändern sich im Laufe der Zeit. Was heute aktuell ist und als gut angesehen wird, kann in 10 Jahren, nach den neuesten Erkenntnissen, schon wieder total veraltet und nicht mehr erstrebenswert sein. Deswegen, aber das machen bewusste lesende Eltern ohnehin, habe ich mir aus dem Buch nur das mitgenommen und verinnerlicht, was sich auch gut und stimmig für mich angefühlt hat.

Aber dass sich hierin so einiges gut und stimmig für mich anfühlen würde, habe ich nicht erwartet. Besonders zum Thema Frust bzw. Frustbewältigung gibt es viel Lesenswertes, das ich als sehr wichtig und wertvoll empfunden habe. Ich dachte immer, ich muss mein Kind vor allem Übel bewahren und außerdem kann ich es nur schwer ertragen, wenn meine Kleine weint oder quengelt. Oft habe ich sie dann abgelenkt - mit Spielsachen oder Blödeleien. Was ich ihr dadurch genommen habe, ist die Möglichkeit, mit Frust umgehen zu lernen. Ich hätte sie in für sie frustrierenden Situationen einfach in den Arm nehmen sollen, um mit ihr gemeinsam ihren Frust zu bewältigen. Dieses Buch hat mir in dieser Hinsicht die Augen geöffnet, wofür ich überaus dankbar bin.

Was mich sehr überrascht und gefreut hat, war, dass Prekop und Schweizer in ihrem Ratgeber sogar eines meiner kürzlich gelesenen Lieblingsbücher genannt und daraus zitiert haben: Auf der Suche nach dem verlorenen Glück von Jean Liedloff. Liedloff befasst sich in ihrem Buch mit dem Getragen bzw. dem nicht Getragenwerden von Babys und dessen Auswirkungen. In Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen gibt es auch ein Kapitel zum Thema Babytragen. Allerdings war ich über den Rat, den die Autorinnen der Mutter in dem Fallbeispiel zu einer Trage-Problematik gegeben haben, nicht ganz glücklich ...

Wenn man Elternratgeber liest, fühlt man sich entweder bestätigt, oder man denkt sich: "Okay, das hab ich die ganze Zeit falsch gemacht." Wenn man eine gewisse Gelassenheit beim Lesen an den Tag legen und sich das für sich stimmig anfühlende aus dem Inhalt herausholen kann, dann ist Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen auf alle Fälle zu empfehlen. Denn trotz Erscheinungsdatum Anfang der 1990er ist der Inhalt nicht veraltet, sondern durchaus noch zu gebrauchen.


Persönliche Bewertung
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Die Autorinnen
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© Christel Schweizer & Jirina Prekop
 
Dr. phil. Jirina Prekop ist Diplom-Psychologin und arbeitete viele Jahre in der bekanntesten Kinderklinik in Stuttgart. Ihre zahlreichen Bücher sind mittlerweile in 24 Sprachen übersetzt worden. Die Begründerin der Festhaltetherapie nach Prekop und 1. Vorsitzende der Gesellschaft zur Förderung des Festhaltens als Lebensform und Therapie e.V. wohnt in Lindau am Bodensee, ist jedoch meist unterwegs zu Vortragen und Seminaren. 

Christel Schweizer, geb. 1940, ist Kinderärztin und Leiterin der Abteilung für Entwicklungsstörungen im Olgahospital in Stuttgart. Sie ist Mutter eines erwachsenen Sohnes.

6 Kommentare:

  1. Hi Janine!

    Es ist schon eine kleine Ewigkeit her, das ich das Buch gelesen hab. Das war damals als meine Kids noch klein waren. Ich fand es total klasse, kann mich heute aber nicht mehr wirklich im Detail daran erinnern ... Freut mich dass es hier bei dir wieder Aufmerksamkeit bekommt <3

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Liebe Aleshanee, danke dir, dass auch du mir in meinem letzten Post mit dem Buch eine Empfehlung ausgesprochen hast. Empfehlungen finde ich immer ganz wertvoll und wie man sieht, habe ich in diesem Buch einen kleinen, alten Schatz entdeckt.

      Alles Liebe dir,
      Janine

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  2. Hallo Janine, auch ich habe das Buch vor mittlerweile 25 Jahren gelesen, als meine Tochter noch klein war. Man sollte Ratgeber (nicht nur in Sachen Kinderentwicklung und -erziehung) gefiltert lesen, da bin ich ganz deiner Meinung und halte es schon immer so. Ich kann mich erinnern, dass ich ebenfalls Wertvolles aus dem Buch schöpfen konnte. Vieles darin bleibt wohl immer gültig, weil es auf Vernunft und gesundem Menschenverstand basiert.
    Noch stärker haben mich damals, als ich einige Bücher aus diesem Genre gelesen habe, die Ratgeber von Gisela Preuschoff angesprochen. Die Frau war damals ihrer Zeit voraus, und viele ihrer Ratschläge sind heute wichtiger und gültiger denn je.
    Liebe Grüße
    Susanne

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    1. Liebe Susanne,
      das stimmt, JEDEN Ratgeber sollte man gefiltert lesen, nicht nur die Elternlektüre.
      Gisela Preuschoff kenne ich noch gar nicht und werde ich mir noch genauer ansehen. Vielen lieben Dank für den Tipp.

      Alles Liebe,
      Janine

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  3. Eine schöne Metapher im Titel des Buches. Allein das hat mich überzeugt. Dies ist mal ein Elternratgeber der anderen, erfrischerenden Art. So sollte es doch sein. Ob es für mich an Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn herankommt, weiß ich aber noch nicht. :)

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    1. Hallo Ron!
      Danke, "Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn" wird für mich vielleicht auch irgendwann interessant. ;) Vielen lieben Dank für den Tipp!
      Alles Liebe,
      Janine

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